Samstag, 29. Dezember 2012

Wettkampf der besten norddeutschen Schwertkämpfer in Hamburg

Impression von der Norddeutschen Meisterschaft im Iaido
Die einen nennen es etwas scherzhaft "Schwert-Ballett", die anderen "Trockenübungen der Samurai" und für wieder andere ist es eine der intensivsten Formen von Zen. Iaido, der japanische Schwertkampf mit eben jenem berühmten Schwert der Samurai und die Kunst des schnellen Schwertziehens, hat von allem etwas, ist aber vor allem eine sehr anspruchsvolle Kampfkunst, die Körperbeherrschung bis in die kleinsten Details voraussetzt.

Gekämpft wird gegen einen imaginären Gegner in genau vorgegebenen Formen, die "Kata" genannt werden und denen die Kämpfer möglichst genau entsprechen müssen - je gelungener die Annäherung an die idealtypische Ausführung der Übung, desto besser. Somit für alle, die diese Kampfkunst ernst nehmen ein echter "lifetime sport", denn wer die "Grundschule" erfolgreich absolviert hat, den erwarten in den "höheren Schulen" des Iaido immer anspruchsvollere Übungen.



Vor wenigen Wochen war es soweit und Hamburg war Ende November unter der Leitung von Sensei Takao Momiyama Austragungsort der offenen norddeutschen Meisterschaften. Bedenkt man, dass Deutschland derzeit Europameister im Iaido ist und zum Wettkampf auch Mitglieder der deutschen Nationalmannschaft in Hamburg antraten, dann ist es nicht übertrieben zu behaupten, dass die Zuschauer dieser Meisterschaft Iaido mitunter auf europäischem Niveau zu sehen bekamen.

Eine einstimmige Entscheidung der Kampfrichter
Hier einfach nur einmal ein paar kurze Impressionen zum neugierig werden:

 

Hamburg hat dabei das Glück, nicht nur prominente Meister und vor allem auch Meisterinnen wie Angela von der Geest als Trainerpersönlichkeiten anbieten zu können, sondern hat auch in allen Himmelsrichtungen erstklassige Vereine für diese Kampfkunst zu bieten. Im Osten Hamburgs wurde beim TSV Reinbek gar das erste Iaido-Dojo Deutschlands gegründet.

Bei aller Tradition gibt es auch in dieser Kampfkunst stetig Verbesserungen und jeder, der diese Kampfkunst ausübt, hat die Möglichkeit im Sinne des Zen auf dem festen Fundament eines sicheren, formalen (aber auch strengen) Rahmens sein eigenes "Iai" zu finden.


Alles Wissenswerte über Iaido findet ihr hier: http://www.iaido.de

Wer neugierig geworden ist, findet unter diesem link bestimmt einen Verein in der Nähe, um einmal in Iaido reinzuschnuppern: http://www.niaib.de





Sonntag, 23. Dezember 2012

Konsulat statt Generalkonsulat



Zum Jahresende gibt es leider noch eine schlechte Nachricht zu vermelden. Der offizielle Ankündigungstext berichtet knapp von einer Umstrukturierung japanischer Auslandsvertretungen, bei der auch das Hamburger Generalkonsulat zum 31. Dezember 2012 geschlossen und durch ein ("normales") Konsulat abgelöst wird, nach wie vor an gleicher Stelle.  

Auf Nachfrage bestätigte das (noch) Generalkonsulat, dass zunächst weder die Dienstleistungen, noch der Amtsbereich noch die bisherigen Ansprechpartner sich ändern würden. Wie es nach dieser Übergangsphase weiter gehen wird, darüber liegen nach Auskunft der Pressestelle noch keine weiteren Informationen vor, wenngleich der gesetzte Termin zugegebenermaßen sehr knapp sei.

Die Erfahrung legt leider die Schlußfolgerung nahe, dass es bei derlei Umstrukturierungen in erster Linie um Einsparungsmaßnahmen geht, wobei der bedeutendste "Kostenfaktor" aus betriebswirtschaftlicher Sicht regelmäßig bei den Personalkosten zu suchen ist. Es steht zu befürchten, dass nach mehreren Krisenjahren ohne Aussicht auf ein Ende weiterer Krisen wir uns nicht nur in diesem Bereich an schlechte Nachrichten werden gewöhnen müssen. Auch eine der leistungsstärksten Volkswirtschaften der Welt bleibt also von krisenbedingten Einschränkungen nicht verschont, unser Bedauern vermag daran leider nichts zu ändern. Gerüchteweise war im Vorfeld ja bereits mehrfach von einer kompletten Schließung des Konsulats die Rede, wir Hamburger sollten demnach wohl froh sein, dass uns das Generalkonsulat wenigstens als Konsulat erhalten bleibt.

Dennoch, die Entscheidung des japanischen Außenministeriums ist für Hamburg ein Schlag ins Kontor. Und das nicht nur aus Prestigegründen. Was dies für die weitere wirtschaftliche Zusammenarbeit bedeuten mag, mögen kompetentere Autoren beurteilen. Aus Sicht der Kulturschaffenden stellt sich die Situation allerdings betrüblich bis bedrohlich dar: 

Hamburg konkurriert auf kulturellem Gebiet mit größeren (wenngleich zum Teil noch krasser unterfinanzierten) Weltstädten wie Berlin, London und Paris um die Gunst der Touristen aus aller Welt. Diese strömen in die Metropolen, weil es dort etwas zu erleben gibt, was ihnen zuhause nicht geboten wird. Das Zugpferd für die in Hamburg mit stolzgeschwellter Brust vermeldeten, stetig steigenden Besucherzahlen der Hansestadt ist eindeutig und mit Abstand die Kultur in ihren vielen Facetten. Denn gerade diese Vielseitigkeit macht die Attraktivität einer Großstadt aus. Und Hamburg als Hafenstadt mit Einwohnern aus fast allen Ländern der Erde bildet hier kulturell gesehen quasi den gesamten Globus en miniature ab. Aber Kultur auch finanzieren? In der Krise musste die Kulturförderung bislang als erste mit einer mehr oder minder Null-Diät klar kommen, oft wurden in den vergangenen Jahren von den bisherigen Förderungseinrichtungen nicht einmal kleinste Beträge übernommen.

Im Unterschied zu anderen Ländervertretungen, wie beispielsweise Italien, das mit großem Erfolg hier ein überregional bedeutendes und sehr beliebtes Kulturinstitut betreibt oder Großveranstaltungen wie der "China Time", verfügt Hamburg außerhalb der Japanologie an der Universität über keine Institution, die das japanische Kulturleben in Hamburg regelmäßig und in nennenswertem Umfang umtreibt - mit Ausnahme der in Hamburg sehr, sehr hochkarätig vertretenen Kampfkünste, die sich aber auf ihr Metier beschränken. Ein japanisch-deutsches Zentrum wie in Berlin oder Köln stünde der Hansestadt allein schon aufgrund der umfangreichen wirtschaftlichen, menschlichen und kulturellen Beziehungen zu Japan gut an, aber fehlt vollständig.

Das Generalkonsulat war mangels anderer funktionierender Einrichtungen daher bislang der kommunikative und Dreh- und Angelpunkt des japanisch-deutschen kulturellen Lebens in Hamburg und darüber hinaus häufig einer der wichtigsten Sponsoren, oft mit einem offenen Ohr für hochspezialisierte traditionelle Kunstformen

Wenn nun die personellen und finanziellen Möglichkeiten dieser zentralen Institution empfindlich eingeschränkt werden sollten, wäre dies für das kulturelle Leben der Hansestadt eine empfindliche Einbuße, war doch in den vergangenen zwei Jahren trotz der Bemühungen des Generalkonsulats ein Rückgang japanbezogener Veranstaltungen von über fünfzig Prozent zu verzeichnen

Mit der Umstrukturierung des Generalkonsulats zum Konsulat bewegt sich Hamburg somit einmal mehr weg vom Wettbewerb mit Weltstädten wie Berlin, London und Paris hin zur Konkurrenz mit Großstädten wie Hannover, Frankfurt oder Düsseldorf. Aus lokalpatriotischer Sicht eindeutig ein Rückschritt, aus kultureller Sicht steht wohl eine schmerzhafte Verarmung an, die nicht nur den Einheimischen viel von der Lebensqualität ihrer Stadt zu nehmen droht, sondern auch in touristischer Hinsicht sich zu einem Debakel entwickeln dürfte. 
  
Bleibt nur zu hoffen, dass das künftige Konsulat und seine Vorgesetzten in Tokyo sich sichtbar und erlebbar ihrer Verantwortung für die Außendarstellung Japans in Hamburg bewußt sein mögen und kulturell einige Zeichen setzen werden, die mehr als ein oder zwei größere Veranstaltung miteinbeziehen.