Fukushima 2 Jahre danach -
Proteste und langsame Dekontaminierung
Wir schreiben heute den 11. März 2013: Während die japanische Fremdenverkehrszentrale aus Frankfurt in ihren aktuellen Broschüren schwärmt, nicht nur Tourismus-Fachleute, sondern auch zahlreiche deutsche Besucher hätten wieder Vertrauen in das Reiseland Japan gefasst, scheint laut zwei heute erschienener Artikel in der Japan Times das Vertrauen zahlreicher Japaner in die Situation im eigenen Land hinsichtlich der Auswirkungen der AKW-Pannen vor zwei Jahren weniger ausgeprägt zu sein.
Laut diesen Presseberichten demonstrierten am Sonntag mehr als 10 000 Menschen in Tokyo für einen sofortigen Atom-Ausstieg und wandten sich damit insbesondere gegen das atomkraftwerksfreundliche Programm des jüngst gewählten Premierministers Shinzo Abe.
Die Japan Times spricht von fast 300 Versammlungen und Protestaktionen landesweit am vergangenen Wochenende.
Die Demonstranten warnten offenbar davor, dass die Krise rund um die AKWs in Fukushima alles andere als beendet sei und verwiesen auf beinahe 150 000 Bewohner Fukushimas, die immer noch evakuiert seien und deren Rückkehr zeitlich unbestimmt sei.
Insbesondere warfen sie der Regierung vor, sich von den Opfern der Reaktor-Krise abzuwenden, sich zu wenig um die Abwicklung der Reaktoren und zu sehr um andere Themen zu kümmern. Besonders scharfe Kritik zogen die Absichten Abes auf sich, stillgelegte Reaktoren - landesweit - wieder in Betrieb zu nehmen, den Bau neuer AKWs wieder aufzunehmen und japanische Nukleartechnologie verstärkt zu exportieren.
Die Protestanten wiesen auch darauf hin, dass es bislang kein Konzept gebe, wie mit dem bisher angehäuften Atommüll, der über die verschiedenen Einrichtungen im Land verstreut sei, umgegangen werden soll. Einzelne Demonstranten warfen Abe eine enge Verstrickung mit Interessen der Wirtschaft vor, weshalb ihm der Rest Japans egal sei.
Vor Ort in Fukushima stellt sich die - genau betrachtet recht verzwickte und komplizierte - Lage nach Angaben der Japan Times ansatzweise wie folgt dar:
Viele ehemalige Bewohner würden zwar in als sicher erachtete Gebiete zurückkehren, die Angst vor Verstrahlung halte aber vor allem die Jüngeren davon ab, zurückzukehren. Hierbei ist jedoch anzumerken, dass auch vor der Reaktor-Katastrophe die Bevölkerung bereits überalterte und die Jüngeren oft die Gegend verließen.
Von neun Bezirken haben sich bislang nur zwei dafür entschieden, ihre Gemeinde wieder zu öffnen. Immerhin: Drei Fabriken, unter anderem aus Tokyo und Osaka, haben vor Ort neue Arbeitsplätze geschaffen und die Dekontaminierungsarbeiten in den Wohngebieten sollen fast abgeschlossen sein. Genannt wird als Beispiel eine Gemeinde, deren Einwohnerzahl von 3000 auf 420 gesunken sei, wobei fast zwei Drittel der Bewohner nun über 65 Jahre alt seien. In den frisch eröffneten Fabriken seien immer noch Jobs unbesetzt.
Abzuwarten bleibe, wie sich die Lage entwickele, wenn im kommenden März Wohn-Fördergelder für die Evakuierten auslaufen. Wie sich die Jüngeren dann orientieren werden, sei jedoch derzeit ungewiß.
Allerdings mindere das langsame Tempo der Dekontaminierungsarbeiten die Aussichten der Gemeinden auf ein Wiederaufleben. Beispielhaft wird ein Bezirk genannt, in der die Dekontaminierungsarbeiten nur in vier von elf Bezirken bislang begonnen hätten, wobei vor allem das Problem darin bestehe, wo das verseuchte Material zwischengelagert werden solle. Die Menschen, die in der Nähe dieser Zwischenlager lebten, fürchteten die Radioaktivität und wehrten sich gegen die Zwischenlager. Diese ungelöste Frage sorge immer wieder für eine Verlangsamung der Dekontaminierungsarbeiten, so die Japan Times.
Es bleibt also offenbar noch viel zu tun...
Und immerhin: Aus Deutschland hat aus aktuellem Anlaß das Handelsblatt einen Reporter vor Ort geschickt, der einen interessanten Bericht über die ungelösten Entsorgungsprobleme der Atommeiler geschrieben hat.
Möge sich also weiterhin jeder sein eigenes Bild von der Lage machen.
Jugendbotschafter gesucht!
Bis zu 10 Schüler zwischen 15 und 18 Jahren erhalten die Möglichkeit, für zwei Wochen nach Japan zu reisen, wo sie ein umfangreiches Besuchsprogramm erleben und Aspekte des modernen und traditionellen japanischen Lebens kennenlernen. Das Programm findet überwiegend im Großraum Tokyo statt. Darüber hinaus besuchen die Teilnehmer wichtige japanische Kulturstätten außerhalb Tokyos. Für einige Tage leben die deutschen Schüler in Gastfamilien und erleben so aus erster Hand den Alltag in einer japanischen Familie. Der Besuch einer japanischen Schule erlaubt den jungen Deutschen einen Einblick in das Leben ihrer japanischen Altersgenossen.
Die Jugendbotschafter bereiten sich in einem zweitägigen Seminar in Berlin intensiv auf ihren Japanaufenthalt vor. Im Anschluss an den Aufenthalt sollen sie Schülern und Lehrern ihrer Schule sowie anderen Interessierten in einem Vortrag oder einer Präsentation über ihre in Japan gemachten Erfahrungen berichten.
Partner der Robert Bosch Stiftung in der Durchführung des Programms ist das Deutsche Youth For Understanding Komitee e.V. (YFU).
Die Ausschreibung für den Programmjahrgang 2012 hat begonnen. Details zum diesjährigen Programm können der Ausschreibung entnommen werden, die auf dieser Seite zum Download bereitsteht. Bewerbungsunterlagen sind auf der Homepage von YFU erhältlich.
Bewerbungen nimmt YFU bis zum 1. Juni 2012 entgegen (Datum des Poststempels).
Bewerbungsunterlagen gibt es hier: http://www.bosch-stiftung.de/content/language1/html/24742.asp
Atomausstieg auf Japanisch
Früher hießen Bücher in Deutschlands Bestseller-Listen zum Beispiel „Von Japan lernen heißt siegen lernen“. Vielleicht können wir dieser Tage von unseren japanischen Freunden etwas über Atomausstieg lernen?
Vorausschicken muss man dabei, dass Japan (immer noch) eine sogenannte „Konsens-Gesellschaft“ ist, das heisst wenn Entscheidungen anstehen, dann geht nichts ohne die Gruppe, ein einzelner sollte niemals anderen seinen Willen aufzwingen, sondern das Ziel besteht darin, innerhalb der Gruppe (als deren Teil sich der einzelne immer versteht) zu einer einvernehmlichen Lösung zu kommen, die möglichst alle Beteiligten „mit ins Boot“ holt. So in etwa.
Vor diesem Hintergrund lassen sich wohl einige Ereignisse verstehen, über die in verschiedenen Pressequellen in jüngster Zeit übereinstimmend berichtet wurde (in Deutschland beispielsweise in der Financial Times vom 21.02.2012). Daraus ergibt sich folgendes Bild: Es könnte sein, dass im April diesen Jahres Japan keinen Atomstrom mehr produziert, obwohl es offiziell nie aus dem Atomstrom ausgestiegen ist!
Wie kommt das? Bis zur Nuklearkatastrophe in Fukushima erzeugte Japan rund dreißig Prozent seines Stroms atomar. Bekannt sind allen Interessierten sicherlich noch die damaligen Regierungspläne, denen zufolge bis zum Jahre 2030 mehr als die Hälfte des japanischen Stroms mittels Atomkraftwerken erzeugt werden sollte. Für manche Lobbyisten ist Atomstrom ja „sauberer“ als manche andere Art der Stromerzeugung, z.B. mittels fossiler Brennstoffe und sicherlich dürften auch wirtschaftliche Gesichtspunkte sehr wichtig gewesen sein, auch wenn die Offiziellen seinerzeit vielleicht nicht berücksichtigten, dass auch bei den für den Atomstrom notwendigen Rohstoffen eine krasse Verteuerung bis 2030 hätte eintreten können.
Tatsache ist, dass Ende Februar nur noch zwei von 54 kommerziellen Atomkraftwerken in Betrieb waren. Routinemäßig werden die Anlagen in Japan offiziell alle 13 Monate gewartet, weshalb seit der Katastrophe nach und nach immer mehr Atomkraftwerke abgeschaltet wurden, die bislang nicht wieder ans Netz gingen!
Die befürchteten Stromausfälle blieben wohl aus zwei Gründen aus: Zum einen stieg Japan auf Öl, Gas und Kohle um, nahm aber auch Wärmekraftwerke ebenfalls wieder in Betrieb. Folge war das in jüngsten Tagen mit Entsetzen bejammerte historische Handelsdefizit. Zum anderen sparen die Japaner nach Kräften Energie. Das fängt schon beim „dresscode“ an. Wie es in diesem Sommer mit den Klimaanlagen laufen wird, bleibt jedoch noch abzuwarten... Wohl in erster Linie aufgrund des Handelsdefizits möchte die Regierung die ruhenden Reaktoren in ausreichender Zahl wieder anwerfen, sofern sie erfolgreich einen „Stresstest“ bestehen (hoffentlich taugt der mehr als der gleichnamige Test in der Finanzwelt).
Fragwürdig erscheint dies vor dem Hintergrund der jüngsten Katastrophe durchaus: So soll bei diesem Stresstest geprüft werden, ob die Atomkraftwerke im Zweifelsfall Erdbeben und Tsunamis überstehen können, aber auch „unvorhersehbare“ Unfälle wie im vergangenen Jahr sollen „einkalkuliert“ werden. Inwiefern sich das Unvorhersehbare vorhersehen lässt, mag jede/r für sich selbst beurteilen (allen, die sich hier der Polemik enthalten möchten, seien zur ernsthaften Begründung der Zweifel an solchen Aussagen die Bücher von Nassim Nicolas Taleb empfohlen).
Doch auch wenn sich die Regierung das letzte Wort in dieser Entscheidung vorbehält - Japan ist eben (immer noch) eine Konsens-Gesellschaft. Die bisherigen Bürgerproteste haben bisland jede Wiederinbetriebnahme eines Atomkraftwerks erfolgreich verhindert!!! Bislang trauen sich weder Regierung noch Betreiber sich über den Willen der Bevölkerung hinwegzusetzen! Wer hätte das gedacht in einer ansonsten so „obrigkeitshörigen“ Gesellschaft (eine von mehreren Eigenschaften, die eine große Anzahl Japaner historisch gesehen mit einer ebenso großen Anzahl Deutscher gemeinsam zu haben scheinen).
Also: Auch bei uns raus auf die Straße! Gerade wir Hamburger haben allen Grund dazu.
Live-Stream von den Arbeiten in den Atommeilern von Fukushima
BP hat es nach der Ölkatastrophe im Golf von Mexiko vorgemacht und versuchte die Entrüstung (mitunter auch den Hass) der Öffentlichkeit nach anfänglich völlig unzureichender Informationspolitik wieder zu beschwichtigen, indem durch einen live-stream im Internet von den Reparaturarbeiten (zumindest vordergründig) für mehr Transparenz gesorgt wurde.
Nachdem Greenpeace den Betreiber der Atommeiler, Tokyo Electric Power (Tepco), der Lüge bezüglich der Situation rund um die Kernbrennstäbe (schon am ersten Tag der Katastrophe) überführt hat, ist Tepco nunmehr offenbar um Schadensbegrenzung und mehr Transparenz bemüht. Seit Dienstag zeigt Tepco daher auf seiner web site rund um die Uhr live-streams aus den betroffenen Atomkraftwerken. Die Kameraeinstellung erlaubt einen Blick auf alle vier Reaktorgebäude.
Die Frage ist natürlich, welche Aussagekraft solche Bilder tatsächlich besitzen. Tepco äußerte in diesem Zusammenhang die Absicht, eventuelle Ereignisse durch die Einblendung schriftlicher Kommentare zu erklären.
Immerhin: Jede/r möge sich nun selbst ein "Bild" machen. Und hier der link:
http://www.tepco.co.jp/nu/f1-np/camera/index-j.html
Kunst & Katastrophe
Von Horst Bote (Ex-Hamburg, jetzt Osaka)
In diesen Tagen fehlen sogar mir als Schriftsteller die Worte, geschweige denn die richtigen. Hier also einfach ein paar subjektive Eindrücke eines Hamburgers in Osaka. Das - in meinen Augen - Wichtigste zuerst:
Ich habe vor wenigen Tagen gelernt, was "Millisievert" sind. Doch eine Maßeinheit bedeutet für sich genommen noch gar nichts. Daher hier eine Übersicht des Nationalen japanischen Radiologischen Instituts, die einen ungefähren Eindruck gibt, welche gesundheitlichen Gefahren mit den jeweiligen Meßwerten verbunden sind (leider nur auf "Ingirisu"):
Innerhalb meines Freundeskreises, der auch viele Musiker aus Tokyo umfasst, wurden einige Freunde sagen wir einmal, "kritisch" gefragt, ob es der Situation angemessen sei, jetzt Konzerte zu geben oder Ausstellungen zu machen. Andere Freunde, die beim Film arbeiten, befürchten, dass in diesem Sommer nichts mehr gehen wird. In Tokyo sind die Museen reihenweise geschlossen (zumindest bis morgen, Stand: 18. März). Auch das von mir sehr geliebte GEISAI-Festival wird vorläufig verschoben. Andererseits: Vielen meiner Musiker-Freunde hilft es einfach, wenn die Szene sich weiter trifft, auch dem Publikum scheint die Musik gut zu tun. Klar, die Kunst löst keine existenziellen Probleme, aber trotzdem hilft sie ein wenig, innerlich. Auch viele deutsche Fans waren besorgt um ihre Lieblingsmusiker, z.B. den Jungs von Laruku.
Deswegen freue ich mich persönlich, dass trotz der schrecklichen Umstände und trotz der unfreiwilligen Ironie das "Happy Earth Day"-Festival hier bei uns in Osaka stattfinden wird und bei dieser Gelegenheit Spenden für die Katastrophen-Opfer gesammelt werden. Zwei Tage lang, vom 26. bis zum 27. März wird es Konzerte, workshops, Sportwettbewerbe, Kunstausstellungen und Diskussionen geben rund um die Themen "Schutz der Erde", Frieden und Menschenrechte. Für mich ist das Festival interessant, weil Leute mit ganz verschiedenen kulturellen Hintergründen und Religionen sich treffen und miteinander anfreunden. Ich glaube, diese Verständigung über alle möglichen Grenzen hinweg kann uns auch bei anderen Themen sehr helfen, die Probleme dieses kleinen blauen Planeten zu lösen.
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Japanische Ess-Kultur zuhause: Anspruch contra Wirklichkeit? Ein neues Enthüllungs-Buch sorgt für einen Skandal in Japan!
Von Tomasu Tabbato
Ein geschätzter Kollege aus Tokio wies mich kürzlich auf ein Buch hin, das in Japan in den vergangenen Monaten für viel Wirbel gesorgt hat (und seit dem ersten erscheinen im Februar 2010 sich über mehrere Auflagen freuen durfte):
Die Autorin Nobuko Iwamuro (in Japan: Iwamura Nobuko) erforscht seit über zehn Jahren in empirischen Studien das Ess-Verhalten in Japan. In ihrem oben abgebildeten, in Japan höchst kontrovers diskutiertem Buch "Kazoku no katte-desho!" - was man sehr frei mit "Erzählt mir nicht, was meine Familie essen soll!" übersetzen könnte - beschäftigt sie sich mit einer aus soziologischer Sicht besonders wichtigen Bevölkerungsgruppe: Den verheirateten Frauen mit Kindern, die nach 1960 geboren wurden und im Großraum Tokio leben. Mit Hilfe von Fragebögen, Tagebüchern, Interviews und Fotos sollten die Teilnehmer an der Untersuchung eine Woche lang ihre täglichen drei Mahlzeiten dokumentieren. Herausgekommen ist ein Überblick mit 274 Fotos, die zeigen, was bei den befragten Familien tatsächlich auf den Tisch kam.
Und hier kommen die kontroversen Reaktionen der Öffentlichkeit ins Spiel: Wer die japanische Küche so wie ich liebt und sehr schätzt oder als Japaner zu Recht stolz auf die kulinarischen Fähigkeiten und Traditionen der Inseln ist, der kann sich bei der Lektüre des Buches auf einiges gefasst machen...
Dem "Klischee" der gesunden, ausgewogenen, ästhetisch angerichteten japanischen Küche entspricht hier nur noch wenig - und das stimmt traurig, denn die Ursachen sind auch uns nur allzu gut bekannt. Das Essen ist aufgrund von Stress, hoher Arbeitsbelastung, schwer zu koordinierenden, vielfältigen Verpflichtungen der Familienmitglieder kein gemeinsames Mahl mehr, sondern die Familienmitglieder verbringen es allein und greifen meist auf "Industrienahrung" zurück - versalzen, voller Fett, tiefgefroren, nährstoff-frei... ich glaube, das kennen wir in Deutschland unter dem Begriff "Hopplihopp mit Papplipapp". Die untersuchten "Probandinnen" kommen dabei gar nicht gut weg - Iwamura geizt nicht mit Beispielen "egoistischer" Mütter, die als "food manager" der Familie versagen - oft aus Lustlosigkeit, so legt Iwamura nahe. Ihnen ist die Gesundheit und Ernährung ihrer Familie offenbar gleichgültig, sie legen keinen Wert auf "Kochkunst" oder Tischmanieren, gehen lieber Fertiggerichte einkaufen, fühlen sich zu erschöpft zum Kochen und widmen sich lieber dem Internet oder alkoholischen Getränken. Übertrieben krass diese Darstellung? Gar verleumderisch?!
- Nein, sagt Iwamura und kann sich darauf berufen, dass eine nationale Kampagne zur (wörtlich übersetzt) "Essens-Erziehung" ähnliche "Probleme" in der Gruppe der untersuchten Personen diagnostizierte. Diese gibt nämlich der immer ungesünder werdenden Ernährung die Schuld für immer übergewichtiger werdende Kinder, die in der Schule einschlafen und es nicht einmal schaffen, im Laufschritt ein Fußballfeld zu umrunden. Ein besonders frecher Journalist empfahl die Abbildungen aus dem Buch als Diäthilfe - nach dem Anblick der abgebildeten "Mahlzeiten" würde es einem sicherlich leicht fallen, eine Mahlzeit auszulassen.
Wie zu erwarten kam es zu einer heftigen, mitunter leidenschaftlich geführten Debatte, die dieser Tage in Tokio, so mein Kollege, immer noch andauert! Manche Kommentatoren scheinen sich auf die "Rabenmütter" geradezu "eingeschossen" zu haben. Die Gegenmeinung verweist zu Recht darauf, dass sich die Rolle der Frau und damit auch der Mütter in den vergangenen Jahrzehnten gewaltig geändert hat - vielleicht aber weniger die Erwartungen?
Aufschlußreich dann doch: Wenn der gestresste Ernährer, der "Herr des Hauses" an den Mahlzeiten teilnahm (was eher die Ausnahme darstellte), dann sah es mit der Kochkunst oft ganz anders aus: Mitunter konnte die Forscherin nicht glauben, dass die Menüs von ein und derselben Person zubereitet wurden. Viele Gattinnen zeigten sich dann von ihrer besten Seite und fuhren ein Mahl auf, das selbst den Ansprüchen von Gourmets genügt hätte. Kommt Papa zu spät nach Hause, dann ist "Instant" häufig der Küchenchef. Kommt das jemandem bekannt vor?
Die Untersuchung zeigte aber auch einen deutlichen "Vorführeffekt": Am Anfang der Testwoche schmissen sich die "Objekte" der Untersuchung noch mächtig in's Zeug, gegen Ende der Woche wurde es dann immer "trashiger"...
Ein Tokioter Journalist kommentierte trocken: "Vielleicht könnte es ein paar Leben retten, wenn die Väter früher nach Hause kämen..." - und selber kochen?!
Weiterlesen:
Iwamura, Nobuko (2010) Kazoku no katte-desho!: Shashin 274-mai de miru shokutaku no kigeki, Tokyo: Shinchōsha.
Tabbato-san
AntwortenLöschenDanke für die aufschlußreichen Informationen.
Ja, die japanische Gesellschaft ändert sich nur im Eßverhalten in der Familie, sondern in allen Bereichen des Lebens - im Denken, Fühlen, Verhalten, Beziehungen miteinander, Geschlechtsrollen.....
Und zwar in rasender Geschwindigkeit!
Kann ich Japan, vor x-zig Jahren von dort nach Hamburg übersiedlt, noch als meine Heimat bezeichen?
Y
Hallo,
AntwortenLöschenich würde Ihnen gerne ein Spendenprojekt für den Wiederaufbau eines Kindergartens vorstellen - finde nur leider kein Impressum.
Daheri hier die folgende Informationen: Seit Dezember 2011 (und noch bis 29. Februar) sammeln die Eltern, Erzieher und die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der FRÖBEL-Gruppe in unseren Kindergärten, Horten und Geschäftsstellen im Rahmen eines Postkartenverkaufs für den Wiederaufbau eines durch den Tsunami im März 2011 zerstörten Kindergarten in Yuriage (Japan). Die Motive der Postkarten haben die Kinder des nach den Prinzipien Friedrich Fröbels arbeitenden Kindergartens gemalt.
Anbei sende ich Ihnen unsere Pressemitteilung, ein Beispielbild sowie einen Spendenbrief zur freien Verfügung.
Vielleicht kennen Sie jemanden, der unser Projekt mit einer Spende unterstützen möchte? Weitere Informationen und Bilder finden Sie unter: www.froebel-gruppe.de/spendenaktion.
Viele Grüße,
Tibor Hegewisch
FRÖBEL-Gruppe