Donnerstag, 20. Oktober 2011

Kostenlose Hin- und Rückflüge nach Japan?

Japan hat - vielleicht nicht für alle, aber die meisten - Touristen aufgrund der Atomkatastrophe in Fukushima ein Imageproblem im Ausland. Das Schimpfen der japanischen Presse über die hiesige vermeintlich übertriebene oder panische Berichterstattung ändert daran wenig. Greenpeace äußerte sich dieser Tage kritisch über eine mögliche Strahlenbelastung in Tokio ohne sich zu genau festlegen zu wollen und in der japanischen Presse war in den vergangenen Tagen häufiger von "radiation hotspots" in Tokyo (also vereinzelten Stellen mit deutlich erhöhten Strahlenwerten) die Rede. Einerseits wird glaubhaft gemacht, dies habe nichts mit Fukushima zu tun, wie aber z.B. eine alte, vergammelte, dennoch offenbar hochgradig strahlende Flasche in einen bestimmten Tokyoter Stadtteil kommt, wird auch nicht schlüssig erklärt.

Vor diesem Hintergrund soll wenigstens in der Tourismus-Wirtschaft der Super-Gau vermieden werden - der derzeit aus europäischer Sicht teure Yen macht es dabei nicht einfacher. Als Gegenmaßnahme verkündete am Dienstag dieser Woche die japanische Tourismusbehörde neue Pläne, dass an Ausländer 10.000 (in Worten: zehntausend!) Hin- und Rückflug-Tickets vergeben werden sollen, für die Unterbringung während der Zeit in Japan müssten die Reisenden jedoch selbst aufkommen.

Die Agentur kündigte an, eine web site eröffnen zu wollen, auf der Bewerber einige Fragen beantworten müssen, z.B. was sie über den Tourismus in der Zeit "danach" wissen und welches ihre Reiseziele sind. Während oder nach der Reise sollen die Begünstigten in blogs oder anderen social media web sites über ihre Erfahrungen berichten, in der Hoffnung, so mehr Touristen ins Land locken zu können. Nach Ansicht der Behörde wird es wohl Jahre dauern, bis die Tourismus-Wirtschaft den Umsatz der Vorkatastrophen-Zeit wieder erreicht haben wird, ganz zu schweigen vom einstmals ausgegebenem Ziel, pro Jahr 30 Millionen Besucher anzuziehen. Allerdings soll diese Initiative mit rund 1,1 Milliarden Yen aus Steuergeldern im kommenden Jahr auch deshalb finanziert werden, weil sich staatliche Stellen davon eine Steigerung der Inlands-Nachfrage und eine Wiederbelebung örtlicher Wirtschaftsstrukturen versprechen.

Die Idee hinter dieser Aktion entstammt einer Umfrage, die ergab, dass viele mögliche Besucher dem Urteil ihrer Landsleute vertrauen würden - wenn also meine Bekannten das Reisen in Japan für sicher halten, dann ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass ich mich dieser Ansicht anschließe, so die Umfrage. 

TATSÄCHLICH sieht es aber so aus, dass über diese Pläne derzeit noch nicht entschieden ist und frühestens ab April 2012 eine Bewerbung um die Gratisflüge möglich wäre. Die in der deutschen Presse (darunter auch dem Hamburger Abendblatt vom 12. Oktober 2011) verbreitete Darstellung, die Gratisflüge stünden ab April 2012 zur Verfügung, ist FALSCH.

Die japanische Tourismus-Behörde warnt in diesem Zusammenhang vor ersten Betrügern!
(Quelle hier: http://www.mlit.go.jp/kankocho/en/page01_000222.html)

EIN Ziel dürfte die Agentur immerhin erreicht haben: VIEL, VIEL Aufmerksamkeit. Und: Wer auf dem Laufenden gehalten werden will, ob und wann die Gratisflüge kommen, soll sich regelmäßig bei der Facebook-site der Agentur umsehen. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt - in Zeiten von Internet-Marketing 2.0 werden wir uns an derlei "Gratis-Aktionen" wohl gewöhnen müssen...

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