Freitag, 7. Oktober 2011

Yoshiyuki Kimura rockt Glinde

Liebhaber traditioneller japanischer Instrumente hatten in diesem Monat dank des großzügigen Engagements des japanischen Generalkonsulats gleich doppelt Gelegenheit, in zwei besonderen Konzerten außergewöhnliche und sonst selten zu hörende Klänge zu vernehmen.

Ensemble Koden no kai
Am 30. September ließ das Ensemble "Koden no kai" aus unserer Partnerstadt Osaka im wunderschönen Spiegelsaal des Hamburger Museums für Kunst und Gewerbe die abwesenden Figuren des Bunraku-Figurentheaters lebendig werden. Mit Hilfe der Stimme des "Erzählers", der die ganze Bandbreite der menschlichen Stimme von Rezitation bis Gesang in allen Klangfarben und Intonationen ausschöpfte und dank der gleichwertigen, aber dennoch unaufdringlichen Ergänzung durch die Shamisen wurden die klanglich dargestellten Figuren des Bunraku mit ihren Charakteren und Gefühlen präsent.

Bereits zuvor am 20. September hatten die Besucher des Glinder Asienforums Gelegenheit, ein ganz außergewöhnliches Konzert zu erleben. Yoshiyuki Kimura spielte im ersten Teil des Konzerts die Shamisen und danach im zweiten Teil ein Ensemble von Taiko-Trommeln. Er überraschte sein Publikum immer wieder durch die enorme Dynamik seiner Darbietungen, aber auch durch seine Vielseitigkeit. So vermochte er einerseits einen aufschlußreichen Eindruck traditioneller Stücke zu vermitteln, spielte auf beiden Instrumenten aber auch neue Stücke und eigene Kompositionen.

Immer wieder erläuterte er, übersetzt von Kulturkonsul Yakabe, das Geschehen auf der Bühne und erklärte sowohl die von ihm während des Shamisen-Spiels getragene traditionelle Kleidung als auch viel Wissenswertes über die von ihm gespielten Instrumente, die musikalische Tradition und die vorgetragenen Stücke. Seine gezielte Verbindung von Tradition und Gegenwart fand so nicht nur in der Auswahl seiner Stücke Ausdruck, sondern die Zuschauer hatten im zweiten Teil ungewöhnlicherweise Gelegenheit, einen Taiko-Trommler im neuesten Designer-outfit zu erleben.


Eine ganz einmalige persönliche Note erhielt das Konzert durch die Tatsache, dass Kimura mit einem erstmals öffentlich dargebotenen, eigenen Taiko-Stück von den Trommeln Abschied nahm, die er als zehnjähriger Junge von seinem Vater als Geschenk erhalten hatte. Der Künstler hatte in Hamburg zuvor einen workshop gegeben und sich daraufhin entschlossen, seine Trommeln, die ihn seit seiner Kindheit ein ständiger Begleiter waren, der Hamburger Taiko-Gruppe zu schenken(!), die er bei dem workshop unterrichtet hatte.


In dem anschließenden Abschieds-Stück ließ er der ganzen Bandbreite seines Könnens und seinen Emotionen freien Lauf. Angesteckt von so viel Gefühl und Ausdruckskraft nahm das Publikum im Anschluß daran nur zu gerne die Einladung an, den Künstler bei seinem letzten Stück des Abends akustisch zu begleiten. Das Publikum zeigte sich nicht nur beeindruckt, sondern auch sehr dankbar für diesen außergewöhnlichen Abend und dankte es Kimura mit standing ovations. Nicht unerwähnt bleiben sollte an dieser Stelle, dass das Konzert dank der Großzügigkeit des japanischen Generalkonsulats keinen Eintritt kostete(!) - kaum zu glauben angesichts eines solch außergewöhnlichen Konzert-Abends, der dem Publikum sicherlich noch lange in erfreulicher Erinnerung bleiben wird - denn wann wurde eine Halle zuvor schon einmal von einer Shamisen gerockt?

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