Man kann es sich in diesen Krisenzeiten, in denen es nur um Einsparungen, Kürzungen und den Abbau von Infrastrukturen geht - und in denen wir uns auf dem Weg zur Arbeit seit nunmehr drei Jahren(!) selbst in Nobel-Stadtteilen Tag für Tag über die immer gleichen Schlaglöcher hinwegquälen - kaum vorstellen, dass es einmal eine Zeit gab, in der noch etwas dauerhaft Wertvolles aufgebaut wurde. Das Alster Dojo ist solch ein besonderer Ort in Hamburg und selbst wer als Hamburger Kampfsportler einem anderen Dojo angehört wird gerne neidlos und voller Anerkennung zugeben, dass dieses Juwel unter den Hamburger Kampfsport-Orten wohl der schönste und "japanischste" Ort in Hamburg ist, um traditionelle japanische Kampfkünste wie Iaido, Kendo, Sojutsu oder Kyudo zu üben.
Zu verdanken hat dies die Hansestadt einem Wahlhamburger, der sich weit über die Grenzen Hamburgs hinaus um die traditionellen japanischen Kampfkünste verdient gemacht hat. Feliks Hoff gründete zunächst 1969 Hamburgs erste Kyudo-Gruppe und war lange Jahre
in leitender Position in wichtigen Verbänden tätig, wobei Hoff beispielsweise nicht nur Präsident des deutschen Kyudo-Bundes war und dessen Ehrenpräsident ist, sondern auch hier zu den Gründern und "Motoren" zählte. Heute darf dieser Verband mit Stolz feststellen, der mitgliederstärkste Verband außerhalb Japans zu sein. Neben beeindruckenden Erfolgen bei nationalen und internationalen Wettbewerben, darunter dem Weltmeistertitel in der Kategorie der Kyudo-Lehrer im vergangenen Jahr, durfte sich der frühere Bundestrainer auch über eine Nominierung zu Hamburgs "Sportler des Jahres" freuen. Doch nicht nur für Kyudo, auch für das Iaido hat Hoff-sensei viel getan, darunter als mehrfacher Buchautor.
Freunde des japanischen Gartens in Planten un Blomen erinnern sich immer wieder gerne der beeindruckenden, stimmungsvollen Vorführungen des Alster Dojos rund um das japanische Teehaus. Vor "stilechter" Kulisse zeigte der Verein mehrfach im Sommer Kyudo, eine Gruppenvorführung Iaido und Kendo sowie den äußerst selten zu sehenden japanischen Speerkampf. Das Alster Dojo, dessen Präsident Hoff bis heute ist, wurde so über die Jahrzehnte zu einer kontinuierlichen Anlaufstelle für Kampfkunst-Begeisterte und dank seiner internationalen Ausrichtung eine der wichtigsten Brücken zwischen Hamburg und Japan. Im Gegensatz zu manchen Renommiersüchtigen, die sich gerne auf Steuerzahlerkosten bei Senatsempfängen bewirten lassen und außer dem Verzehr japanischer Spezialitäten wenig für die hamburgisch-japanische Freundschaft tun, erweist sich gerade in Zeiten einer wechselhaften, krisengebeutelten Wirtschaftslage die Hamburger Budo-Szene als dauerhafter Garant deutsch-japanischer Freundschaft.
Um die nunmehr vier Jahrzehnte andauernden Verdienste Hoffs zu ehren, wird ihm am 13. Dezember im Rahmen einer Zeremonie in der Handelskammer im Namen des japanischen Kaisers Akihito der Orden der "aufgehenden Sonne, goldene Strahlen mit Rosette" durch Generalkonsul Setsuo Kosaka verliehen (siehe auch unseren Veranstaltungskalender). Dabei sollen passenderweise auch einige japanische Kampfsportarten vorgeführt werden.
Wir gratulieren von Herzen!
Und hier geht's zum Alster Dojo e.V.: http://alster-dojo.dnsdojo.org/
Wer bei der Verleihung noch mit dabei sein möchte, wende sich bitte an das japanische Generalkonsulat: http://www.hamburg.emb-japan.go.jp/
Japan in Hamburg: Dieser Blog gibt nach und nach einen kompakten Überblick über das japanische Leben in Hamburg. Alles Wissenswerte, Sehenswerte und aktuelle Veranstaltungs-Hinweise zum Thema Japan in und um Hamburg.
Mittwoch, 7. Dezember 2011
Dienstag, 6. Dezember 2011
Zurück zur "Normalität"?
Tempus fugit - es will wie gestern scheinen, als der Japanisch-Deutsche Stadtteildialog auf ein dutzend Jahre zurückblicken konnte, doch in diesem Jahr am 18. und 19. November hatte die Initiative bereits Grund, ihr 20-jähriges Bestehen zu feiern. Und zwar gründlich: In Kooperation mit der Universität Hamburg, der "Motte" e.V. und dem Stadtteilarchiv Ottensen wurde ein spannendes und informatives Jubiläumsprogramm präsentiert, das neben hochkarätigen Vorträgen sowie Berichten über die Lage in Japan auch Podiumsdiskussionen und Dokumentarfilm-Vorführungen enthielt.
Zu den Höhepunkten unter den Veranstaltungen zählte zweifellos der lebhafte Vortrag des in Japan stark bürgerengagierten Professors für Kommunikationsdesign an der Universität Osaka Shigekazu Morikuri.
Er setzte bei dem Versuch, die Frage zu beantworten, inwiefern Japan von der Katastrophe zur Normalität zurückgekehrt sei, das Wort Normalität bewusst in Anführungszeichen. Er ließ keinen Zweifel daran, dass Japan traditionell ein Katastrophenland sei und beklagte die Katastrophenvergessenheit seines Landes - trotz der eigenen häufigen, traumatisch erlittenen Katastrophen herrschte seiner Auffassung nach der Glaube vor, ein Ereignis wie das Reaktorunglück in Tschernobyl könne in Japan nicht passieren. Er stellte in diesem Zusammenhang viele kritische Fragen, etwa bezüglich der Nachlässigkeit von Verantwortlichen, übertriebener Zuversicht in der Bevölkerung, dem Glauben an die Technik und an die Effektivität der vorhandenen Rettungseinrichtungen. Dabei wartete Morikuri-sensei mit vielen eindringlichen Beispielen auf und nannte unter anderem Fischfabriken, die unter Meeresspiegel-Niveau gebaut wurden oder Gebäude, die lediglich einstöckig errichtet wurden, obwohl bereits der Ortsname des betroffenen Gebietes auf Tsunamis verwies.
Weiten Raum nahmen Erklärungen und Vergleiche zwischen dem Wiederaufbau der Stadt Kobe nach dem bekannten, verheerenden Erdbeben und den Chancen eines Wiederaufbaus der im März zerstörten Regionen ein. Er berichtete dabei ebenso von seinem eigenen, für die Zuhörer sicherlich lehrreichen Engagement. Auch heute geht es wieder darum, ein tragfähiges Konzept für den Wiederaufbau zu entwickeln. Hier baut Professor Morikuri insbesondere auf Netzwerke und Verbindungen zu anderen Städten, wobei Hamburg gleichermaßen eine wichtige Rolle spielt. Kurz schilderte er seine aktuelle Vision einer kommunikativeren Stadt ohne Autos (die seiner Ansicht nach die Kommunikation unterbinden), somit einer Stadt, die zu Fuß erfahren werden kann und in der Menschen wieder einander näher kommen.
Denn eine veränderte Infrastruktur stellt für ihn eine absolute Notwendigkeit dar. Bei diesen Planungen sollen nunmehr vor allem die betroffenen Bürger einbezogen werden und er glaubt: "Wir müssen aus den Erfahrungen der Katastrophe heraus eine neue Kultur entwickeln!"
Seiner Ansicht nach wird das bisherige System, das die gefährliche Erzeugung von Energie in ländliche Gebiete abschob, um weiterhin verschwenderisch mit Energie umgehen zu können, keinen Bestand haben können. In diesem Zusammenhang sparte er nicht mit Kritik: Seiner Erfahrung zufolge wird die Meinung der japanischen Öffentlichkeit gezielt manipuliert, beispielsweise durch die Veröffentlichung von e-mails angeblich "echter" Befürworter einer Wiederinbetriebnahme von Kernkraftwerken, die in der Öffentlichkeit lanciert wurden - sprich: das ganze Arsenal des viralen Marketings im Zeitalter des web 2.0 wurde hier mutmaßlich zur Manipulation der öffentlichen Meinung durch mächtige und kapitalstarke Energieversorger eingesetzt.
Professor Morikuri fand auch deutliche Worte zum Verhalten von Stromversorgern die versuchten, eine mögliche Bürgerbeteiligung bei der Umgestaltung Japans dadurch von vornherein zu unterbinden, dass einfach die notwendigen Zahlen, z.B. bezüglich der durch die Bevölkerung freiwillig eingesparten Energie, nicht veröffentlicht werden.
Nunmehr sei der Ausstieg Japans aus der Atomkraft bis zum Jahre 2050 geplant und es würden keine neuen Atomkraftwerke gebaut. Morikuri-sensei zeigte sich fest davon überzeugt, dass die japanische Bevölkerung den Weg zu einem Leben ohne Atomstrom erfolgreich finden werde und berichtete abschließend von den Bemühungen Osakas, die von der März-Katastrophe betroffenen Regionen zu unterstützen. Beeindruckend war ebenfalls seine Nachricht von rund 200 Foren in Osaka, die sich unter Beteiligung der Bürger gegründet hätten, um die Stadt vor zukünftigen Katastrophen zu schützen.
Professor Morikuri konnte in diesem Zusammenhang letztlich einen ermutigenden Ausblick geben: Er verwies auf einen zunehmenden Wertewandel in der Bevölkerung, der die Menschen weg führe vom reinen Konsumenten und sie sich an Gemeinschaftlichkeit und Nachhaltigkeit orientieren lasse. Immer weniger Bürger wollen offenbar von den derzeitigen Energieerzeugern abhängig sein. Menschen beginnen seiner Auffassung nach, Stadtentwicklung als ihr höchsteigenes Problem aufzufassen, sich einzubringen und veranlassen die Bürger dazu, sich füreinander zu engagieren.
Abschließend berichtete Michael Wendt vom Verein "Motte" vor diesem Hintergrund über die deutsche Anti-Atomkraftbewegung sowie die Gründe und Motive für ihre nunmehr vierzigjährige Existenz. Wie in diesem Dialog deutlich wurde, wird es noch viel bürgerlichen Engagements bedürfen, wenn sowohl die deutsche als auch die japanische Gesellschaft fit für die Zukunft gemacht werden soll, aber - zumindest hinsichtlich des Engagements der Bevölkerung - leuchtet der Silberstreif am Horizont derzeit immer heller... in beiden Ländern.
Übrigens: Wer noch einen schönen Kalender für das kommende Jahr gebrauchen kann und mit dem Kauf auch noch die Tsunami- und Erdbebenopfer unterstützen möchte, der wende sich an den Stadtteildialog unter www.stadtteildialog-japan.de.
Zu den Höhepunkten unter den Veranstaltungen zählte zweifellos der lebhafte Vortrag des in Japan stark bürgerengagierten Professors für Kommunikationsdesign an der Universität Osaka Shigekazu Morikuri.
Er setzte bei dem Versuch, die Frage zu beantworten, inwiefern Japan von der Katastrophe zur Normalität zurückgekehrt sei, das Wort Normalität bewusst in Anführungszeichen. Er ließ keinen Zweifel daran, dass Japan traditionell ein Katastrophenland sei und beklagte die Katastrophenvergessenheit seines Landes - trotz der eigenen häufigen, traumatisch erlittenen Katastrophen herrschte seiner Auffassung nach der Glaube vor, ein Ereignis wie das Reaktorunglück in Tschernobyl könne in Japan nicht passieren. Er stellte in diesem Zusammenhang viele kritische Fragen, etwa bezüglich der Nachlässigkeit von Verantwortlichen, übertriebener Zuversicht in der Bevölkerung, dem Glauben an die Technik und an die Effektivität der vorhandenen Rettungseinrichtungen. Dabei wartete Morikuri-sensei mit vielen eindringlichen Beispielen auf und nannte unter anderem Fischfabriken, die unter Meeresspiegel-Niveau gebaut wurden oder Gebäude, die lediglich einstöckig errichtet wurden, obwohl bereits der Ortsname des betroffenen Gebietes auf Tsunamis verwies.
Weiten Raum nahmen Erklärungen und Vergleiche zwischen dem Wiederaufbau der Stadt Kobe nach dem bekannten, verheerenden Erdbeben und den Chancen eines Wiederaufbaus der im März zerstörten Regionen ein. Er berichtete dabei ebenso von seinem eigenen, für die Zuhörer sicherlich lehrreichen Engagement. Auch heute geht es wieder darum, ein tragfähiges Konzept für den Wiederaufbau zu entwickeln. Hier baut Professor Morikuri insbesondere auf Netzwerke und Verbindungen zu anderen Städten, wobei Hamburg gleichermaßen eine wichtige Rolle spielt. Kurz schilderte er seine aktuelle Vision einer kommunikativeren Stadt ohne Autos (die seiner Ansicht nach die Kommunikation unterbinden), somit einer Stadt, die zu Fuß erfahren werden kann und in der Menschen wieder einander näher kommen.
Denn eine veränderte Infrastruktur stellt für ihn eine absolute Notwendigkeit dar. Bei diesen Planungen sollen nunmehr vor allem die betroffenen Bürger einbezogen werden und er glaubt: "Wir müssen aus den Erfahrungen der Katastrophe heraus eine neue Kultur entwickeln!"
Seiner Ansicht nach wird das bisherige System, das die gefährliche Erzeugung von Energie in ländliche Gebiete abschob, um weiterhin verschwenderisch mit Energie umgehen zu können, keinen Bestand haben können. In diesem Zusammenhang sparte er nicht mit Kritik: Seiner Erfahrung zufolge wird die Meinung der japanischen Öffentlichkeit gezielt manipuliert, beispielsweise durch die Veröffentlichung von e-mails angeblich "echter" Befürworter einer Wiederinbetriebnahme von Kernkraftwerken, die in der Öffentlichkeit lanciert wurden - sprich: das ganze Arsenal des viralen Marketings im Zeitalter des web 2.0 wurde hier mutmaßlich zur Manipulation der öffentlichen Meinung durch mächtige und kapitalstarke Energieversorger eingesetzt.
Professor Morikuri fand auch deutliche Worte zum Verhalten von Stromversorgern die versuchten, eine mögliche Bürgerbeteiligung bei der Umgestaltung Japans dadurch von vornherein zu unterbinden, dass einfach die notwendigen Zahlen, z.B. bezüglich der durch die Bevölkerung freiwillig eingesparten Energie, nicht veröffentlicht werden.
Nunmehr sei der Ausstieg Japans aus der Atomkraft bis zum Jahre 2050 geplant und es würden keine neuen Atomkraftwerke gebaut. Morikuri-sensei zeigte sich fest davon überzeugt, dass die japanische Bevölkerung den Weg zu einem Leben ohne Atomstrom erfolgreich finden werde und berichtete abschließend von den Bemühungen Osakas, die von der März-Katastrophe betroffenen Regionen zu unterstützen. Beeindruckend war ebenfalls seine Nachricht von rund 200 Foren in Osaka, die sich unter Beteiligung der Bürger gegründet hätten, um die Stadt vor zukünftigen Katastrophen zu schützen.
Professor Morikuri konnte in diesem Zusammenhang letztlich einen ermutigenden Ausblick geben: Er verwies auf einen zunehmenden Wertewandel in der Bevölkerung, der die Menschen weg führe vom reinen Konsumenten und sie sich an Gemeinschaftlichkeit und Nachhaltigkeit orientieren lasse. Immer weniger Bürger wollen offenbar von den derzeitigen Energieerzeugern abhängig sein. Menschen beginnen seiner Auffassung nach, Stadtentwicklung als ihr höchsteigenes Problem aufzufassen, sich einzubringen und veranlassen die Bürger dazu, sich füreinander zu engagieren.
Abschließend berichtete Michael Wendt vom Verein "Motte" vor diesem Hintergrund über die deutsche Anti-Atomkraftbewegung sowie die Gründe und Motive für ihre nunmehr vierzigjährige Existenz. Wie in diesem Dialog deutlich wurde, wird es noch viel bürgerlichen Engagements bedürfen, wenn sowohl die deutsche als auch die japanische Gesellschaft fit für die Zukunft gemacht werden soll, aber - zumindest hinsichtlich des Engagements der Bevölkerung - leuchtet der Silberstreif am Horizont derzeit immer heller... in beiden Ländern.
Übrigens: Wer noch einen schönen Kalender für das kommende Jahr gebrauchen kann und mit dem Kauf auch noch die Tsunami- und Erdbebenopfer unterstützen möchte, der wende sich an den Stadtteildialog unter www.stadtteildialog-japan.de.
Dienstag, 1. November 2011
Japan nach der Katastrophe
Am Donnerstag, dem 27. Oktober hatten die Gäste des Julius-Leber-Forums der Hamburger Niederlassung der Friedrich-Ebert-Stiftung die Gelegenheit, einen ganz besonderen Vortrag über die Tsunami- und AKW-Katastrophe in Japan im März diesen Jahres mitzuerleben.
Generalkonsul Setsuo Kosaka, erst seit einigen Wochen in Hamburg in seinem Amt, gab einen bewegenden wie umfassenden Bericht über mögliche Ursachen, den Verlauf der Katastrophe und erste vorsichtige Ausblicke rund um die betroffenen Gebiete. Dabei hätte sein Vortrag nicht nur das mehr als voll besetzte Julius-Leber-Forum, sondern noch eine viel größere Öffentlichkeit verdient, zumal Generalkonsul Kosaka die Bürde auf sich nahm, seinen Bericht in Deutsch vorzutragen. Wer einmal Japanisch gelernt hat, weiß sicher aus eigener Erfahrung, wie schwer die sprachliche Barriere zwischen Deutsch und Japanisch zu überbrücken ist.
Der hochrangige Diplomat überraschte seine Zuhörerschaft bei dieser Gelegenheit gleich mehrfach: Er betonte vorab, vor dem Forum seine Meinung als Privatmann und nicht als Diplomat kundzutun und für viele Zuhörer unerwartet kritische Einschätzungen waren seiner Darstellung im Folgenden zu entnehmen. So beklagte er zunächst, dass die offiziellen Presseerklärungen verschiedener Seiten insgesamt wenig erkenntnisreich seien, wobei er betonte, dass die gegenwärtige Diskussion um die Ursachen der AKW-Katastrophe vor allem bedeutsam für Haftungsfragen seien und aus seiner persönlichen Sicht die tiefer liegenden Ursachen tief in der japanischen Gesellschaft verwurzelt seien.
Entgegen seiner captatio benevolentiae erläuterte Kosaka mit großer Sachkenntnis die geografischen Probleme Japans. So lernten die Zuhörer unter anderem, dass die von der Doppel-Katastrophe betroffene Region vier von zwölf „Erdbebengürtel“ der Welt beheimatet und bereits seit dem 8. Jahrhundert drei bis vier vergleichbar sehr schwere, durch Erdbeben ca. 70 km vor der Küste ausgelöste Tsunamis historisch belegt sind. Dennoch scheint die Betreiberfirma des AKW Fukushima (Tepco) solche historischen Ereignisse seinerzeit offenbar ignoriert zu haben. Gleichfalls behaupteten seriöse japanische Wissenschaftler zur Entstehungszeit der Anlage, solcherlei Erdbeben würden höchstens alle 800 bis 1000 Jahre vorkommen und die Atomfabrik sei daher so gut wie sicher...
Generalkonsul Kosaka gab weiterhin einen Überblick über den Stand des Wiederaufbaus der betroffenen Gebiete und verglich die Wiederaufbau-Bemühungen mehrfach mit dem Wiederaufbau der von einem Erdbeben vor einigen Jahren schwer zerstörten Stadt Kobe, das allen Anwesenden sicherlich noch in guter Erinnerung gewesen sein dürfte. Während Kobe nach seiner Einschätzung heute sogar noch schöner sei als vor dem Erdbeben, sei jedoch für die in diesem Jahr betroffenen Gebiete rund um Fukushima der Ausblick erheblich düsterer. Nicht nur der innerhalb der nächsten drei Jahre avisierte Wiederaufbau der Region dürfe als unwahrscheinlich gelten, durch die Zerstörungen zerbrachen vor allem auch die örtlichen Gemeinschaften der Menschen, so dass, zusätzlich angetrieben durch die problematische demografische Entwicklung der Region, ein großer, anhaltender sozialer und kultureller Verlust zu befürchten stehe.
An dieser Stelle gab Generalkonsul Kosaka einige zutiefst bewegende Beispiele des ergreifenden Leids und der tiefen Traumatisierungen, die über die Menschen der betroffenen Regionen durch die Katastrophe gekommen sind.
Anschließend ging er auf die Hintergründe der japanischen Atompolitik ein. Es scheint heute wie ein kaum steigerbarer Zynismus, aber mit der Ausweitung der Kernkraft in Japan sollte ursprünglich auch ein Beitrag zum weltweiten Umweltschutz geleistet werden. Kosaka versorgte sein Publikum hier mit zahlreichen zentralen Fakten.
So lag beispielsweise der Anteil der Atomkraftwerke an der japanischen Stromversorgung vor der Katastrophe von Fukushima bei ca. 30 Prozent und sollte in der Zukunft auf 50 Prozent erhöht werden. Die 54 landesweiten Atomkraftwerke hätten dazu auf 100 aufgestockt werden müssen. Mittlerweile habe die japanische Regierung dieses Ziel zwar revidiert, gleichwohl erhalte die japanische Bevölkerung nach wie vor zu wenige Informationen über die Zukunft der japanischen Energiepolitik wie auch über die aktuelle Radioaktivität im Land. Doch die japanische Bevölkerung sei nicht nur hierüber zutiefst frustriert. Auch habe sich zwischenzeitlich herausgestellt, dass der Betreiber des Atommeilers in Fukushima nach aktuellen wissenschaftlichen Untersuchungen nach dem Unfall ungefähr 8 Stunden Zeit gehabt hätte, um eine Katastrophe zu verhindern. So werde in Japan derzeit vermutet, dass die Furcht des Vorstands der Betreiberfirma vor den eigenen Aktionären dazu geführt habe, falsche Entscheidungen zu treffen. Heute gingen Wissenschaftler vielmehr davon aus, dass eine Sauerstoffexplosion hätte vermieden werden können, wenn unmittelbar Seewasser als Kühlwasser-Ersatz benutzt worden wäre, doch die Tatsache, dass die teuren Anlagen dadurch unbrauchbar würden, dürfte den Vorstand der Betreiberfirma von dieser Entscheidung zunächst abgehalten haben, wodurch wertvolle Zeit verstrich und die Katastrophe schließlich nicht mehr abzuwenden war.
Auch die zuständige Kontrollbehörde erscheint im Nachhinein in keinem günstigen Licht, da es vor allem an der Unabhängigkeit der Institution mangelte. Neben personellen Verflechtungen durch gleichzeitige Ämterhäufung in der Chefetage von Tepco und Aufsichtsbehörde spielte hier auch die Tatsache eine Rolle, dass die Aufsichtsbehörde de facto eine Unterbehörde des Wirtschaftsministeriums gewesen sei. Auch dürfe man nicht die Macht der Betreiberfirma in Japan unterschätzen, die sich nicht nur auf die Medienlandschaft, sondern mittels Verflechtungen mit staatlichen Institutionen sogar bis in die Wissenschaft hinein erstreckte. Ab einem bestimmten Zeitpunkt war so in der staatlich finanzierten akademischen Forschung keine unabhängige, kritische wissenschaftliche Arbeit mehr möglich.
Folge sei ein unhaltbarer Mythos von der Sicherheit japanischer Atomkraftwerke gewesen, der über verschiedenen Medien über einen sehr langen Zeitraum tief in das Bewußtsein der japanischen Bevölkerung verankert wurde. Sogar in Schulbüchern fanden sich daher noch im vergangenen Jahr Aussagen, japanische Atomkraftwerke seien auch bei Tsunami hundertprozentig sicher und ein Atomunfall sei nur einmal in fünf Millionen Jahren denkbar, die Atomanlagen damit für alle Zeiten so gut wie sicher... an dieser Stelle war ein schweres Schlucken im Zuschauerraum zu vernehmen, in dem man sonsten vor lauter angespannter Konzentration eine Stecknadel hätte fallen hören können.
Eben aufgrund dieser faktenreich vorgetragenen Vorgeschichte folgerte Kosaka, der Unfall sei in diesem Sinne ein „typisch japanisches Phänomen“ gewesen, da die japanische Gesellschaft über Jahrzehnte hinweg in einer Illusion von Sicherheit lebte, auch hinsichtlich anderer Probleme.
Die spannende Fragerunde, in der auch die jahrzehntelange unkritischen Rolle japanischer Medien kontrovers diskutiert wurde, schloß mit vielen wichtigen Informationen, beispielsweise dass es in Japan bislang noch keinen politischen Konsens und keinen „Masterplan“ gebe, wie ein Zeitalter nach dem Atomstrom aussehen könne, auch wenn es vereinzelt bereits vielversprechende Initiativen und Projekte gebe. Besorgte Japanreisende, die sich um das Ausmaß der Verstrahlung in und um die Region Fukushima sowie Auswirkungen auf weiter entfernt liegende Regionen erkundigten, musste Generalkonsul Kosaka einstweilen noch um Geduld bitten, da diesbezüglich noch keine abschließenden wissenschaftlichen Untersuchungen vorlägen, die diesbezüglich tragfähige Aussagen ermöglichten.
Mit seiner Offenheit, seinem faktenreichen Bericht und auch seiner glaubhaft vorgetragenen kritischen Haltung konnte Generalkonsul Kosaka vor dem Julius-Leber-Forum der Friedrich-Ebert-Gesellschaft so trotz noch ausstehender wissenschaftlicher Untersuchungen und bislang unzureichender offizieller Pressemitteilungen sehr viel Vertrauen in sein Land und die Informationen aus Japan zurückgewinnen. Und das ist in diesen Krisen-Zeiten mit hundertprozentiger Sicherheit ein beachtlicher Schritt.
Generalkonsul Setsuo Kosaka, erst seit einigen Wochen in Hamburg in seinem Amt, gab einen bewegenden wie umfassenden Bericht über mögliche Ursachen, den Verlauf der Katastrophe und erste vorsichtige Ausblicke rund um die betroffenen Gebiete. Dabei hätte sein Vortrag nicht nur das mehr als voll besetzte Julius-Leber-Forum, sondern noch eine viel größere Öffentlichkeit verdient, zumal Generalkonsul Kosaka die Bürde auf sich nahm, seinen Bericht in Deutsch vorzutragen. Wer einmal Japanisch gelernt hat, weiß sicher aus eigener Erfahrung, wie schwer die sprachliche Barriere zwischen Deutsch und Japanisch zu überbrücken ist.
Der hochrangige Diplomat überraschte seine Zuhörerschaft bei dieser Gelegenheit gleich mehrfach: Er betonte vorab, vor dem Forum seine Meinung als Privatmann und nicht als Diplomat kundzutun und für viele Zuhörer unerwartet kritische Einschätzungen waren seiner Darstellung im Folgenden zu entnehmen. So beklagte er zunächst, dass die offiziellen Presseerklärungen verschiedener Seiten insgesamt wenig erkenntnisreich seien, wobei er betonte, dass die gegenwärtige Diskussion um die Ursachen der AKW-Katastrophe vor allem bedeutsam für Haftungsfragen seien und aus seiner persönlichen Sicht die tiefer liegenden Ursachen tief in der japanischen Gesellschaft verwurzelt seien.
Entgegen seiner captatio benevolentiae erläuterte Kosaka mit großer Sachkenntnis die geografischen Probleme Japans. So lernten die Zuhörer unter anderem, dass die von der Doppel-Katastrophe betroffene Region vier von zwölf „Erdbebengürtel“ der Welt beheimatet und bereits seit dem 8. Jahrhundert drei bis vier vergleichbar sehr schwere, durch Erdbeben ca. 70 km vor der Küste ausgelöste Tsunamis historisch belegt sind. Dennoch scheint die Betreiberfirma des AKW Fukushima (Tepco) solche historischen Ereignisse seinerzeit offenbar ignoriert zu haben. Gleichfalls behaupteten seriöse japanische Wissenschaftler zur Entstehungszeit der Anlage, solcherlei Erdbeben würden höchstens alle 800 bis 1000 Jahre vorkommen und die Atomfabrik sei daher so gut wie sicher...
Generalkonsul Kosaka gab weiterhin einen Überblick über den Stand des Wiederaufbaus der betroffenen Gebiete und verglich die Wiederaufbau-Bemühungen mehrfach mit dem Wiederaufbau der von einem Erdbeben vor einigen Jahren schwer zerstörten Stadt Kobe, das allen Anwesenden sicherlich noch in guter Erinnerung gewesen sein dürfte. Während Kobe nach seiner Einschätzung heute sogar noch schöner sei als vor dem Erdbeben, sei jedoch für die in diesem Jahr betroffenen Gebiete rund um Fukushima der Ausblick erheblich düsterer. Nicht nur der innerhalb der nächsten drei Jahre avisierte Wiederaufbau der Region dürfe als unwahrscheinlich gelten, durch die Zerstörungen zerbrachen vor allem auch die örtlichen Gemeinschaften der Menschen, so dass, zusätzlich angetrieben durch die problematische demografische Entwicklung der Region, ein großer, anhaltender sozialer und kultureller Verlust zu befürchten stehe.
An dieser Stelle gab Generalkonsul Kosaka einige zutiefst bewegende Beispiele des ergreifenden Leids und der tiefen Traumatisierungen, die über die Menschen der betroffenen Regionen durch die Katastrophe gekommen sind.
Anschließend ging er auf die Hintergründe der japanischen Atompolitik ein. Es scheint heute wie ein kaum steigerbarer Zynismus, aber mit der Ausweitung der Kernkraft in Japan sollte ursprünglich auch ein Beitrag zum weltweiten Umweltschutz geleistet werden. Kosaka versorgte sein Publikum hier mit zahlreichen zentralen Fakten.
So lag beispielsweise der Anteil der Atomkraftwerke an der japanischen Stromversorgung vor der Katastrophe von Fukushima bei ca. 30 Prozent und sollte in der Zukunft auf 50 Prozent erhöht werden. Die 54 landesweiten Atomkraftwerke hätten dazu auf 100 aufgestockt werden müssen. Mittlerweile habe die japanische Regierung dieses Ziel zwar revidiert, gleichwohl erhalte die japanische Bevölkerung nach wie vor zu wenige Informationen über die Zukunft der japanischen Energiepolitik wie auch über die aktuelle Radioaktivität im Land. Doch die japanische Bevölkerung sei nicht nur hierüber zutiefst frustriert. Auch habe sich zwischenzeitlich herausgestellt, dass der Betreiber des Atommeilers in Fukushima nach aktuellen wissenschaftlichen Untersuchungen nach dem Unfall ungefähr 8 Stunden Zeit gehabt hätte, um eine Katastrophe zu verhindern. So werde in Japan derzeit vermutet, dass die Furcht des Vorstands der Betreiberfirma vor den eigenen Aktionären dazu geführt habe, falsche Entscheidungen zu treffen. Heute gingen Wissenschaftler vielmehr davon aus, dass eine Sauerstoffexplosion hätte vermieden werden können, wenn unmittelbar Seewasser als Kühlwasser-Ersatz benutzt worden wäre, doch die Tatsache, dass die teuren Anlagen dadurch unbrauchbar würden, dürfte den Vorstand der Betreiberfirma von dieser Entscheidung zunächst abgehalten haben, wodurch wertvolle Zeit verstrich und die Katastrophe schließlich nicht mehr abzuwenden war.
Auch die zuständige Kontrollbehörde erscheint im Nachhinein in keinem günstigen Licht, da es vor allem an der Unabhängigkeit der Institution mangelte. Neben personellen Verflechtungen durch gleichzeitige Ämterhäufung in der Chefetage von Tepco und Aufsichtsbehörde spielte hier auch die Tatsache eine Rolle, dass die Aufsichtsbehörde de facto eine Unterbehörde des Wirtschaftsministeriums gewesen sei. Auch dürfe man nicht die Macht der Betreiberfirma in Japan unterschätzen, die sich nicht nur auf die Medienlandschaft, sondern mittels Verflechtungen mit staatlichen Institutionen sogar bis in die Wissenschaft hinein erstreckte. Ab einem bestimmten Zeitpunkt war so in der staatlich finanzierten akademischen Forschung keine unabhängige, kritische wissenschaftliche Arbeit mehr möglich.
Folge sei ein unhaltbarer Mythos von der Sicherheit japanischer Atomkraftwerke gewesen, der über verschiedenen Medien über einen sehr langen Zeitraum tief in das Bewußtsein der japanischen Bevölkerung verankert wurde. Sogar in Schulbüchern fanden sich daher noch im vergangenen Jahr Aussagen, japanische Atomkraftwerke seien auch bei Tsunami hundertprozentig sicher und ein Atomunfall sei nur einmal in fünf Millionen Jahren denkbar, die Atomanlagen damit für alle Zeiten so gut wie sicher... an dieser Stelle war ein schweres Schlucken im Zuschauerraum zu vernehmen, in dem man sonsten vor lauter angespannter Konzentration eine Stecknadel hätte fallen hören können.
Eben aufgrund dieser faktenreich vorgetragenen Vorgeschichte folgerte Kosaka, der Unfall sei in diesem Sinne ein „typisch japanisches Phänomen“ gewesen, da die japanische Gesellschaft über Jahrzehnte hinweg in einer Illusion von Sicherheit lebte, auch hinsichtlich anderer Probleme.
Die spannende Fragerunde, in der auch die jahrzehntelange unkritischen Rolle japanischer Medien kontrovers diskutiert wurde, schloß mit vielen wichtigen Informationen, beispielsweise dass es in Japan bislang noch keinen politischen Konsens und keinen „Masterplan“ gebe, wie ein Zeitalter nach dem Atomstrom aussehen könne, auch wenn es vereinzelt bereits vielversprechende Initiativen und Projekte gebe. Besorgte Japanreisende, die sich um das Ausmaß der Verstrahlung in und um die Region Fukushima sowie Auswirkungen auf weiter entfernt liegende Regionen erkundigten, musste Generalkonsul Kosaka einstweilen noch um Geduld bitten, da diesbezüglich noch keine abschließenden wissenschaftlichen Untersuchungen vorlägen, die diesbezüglich tragfähige Aussagen ermöglichten.
Mit seiner Offenheit, seinem faktenreichen Bericht und auch seiner glaubhaft vorgetragenen kritischen Haltung konnte Generalkonsul Kosaka vor dem Julius-Leber-Forum der Friedrich-Ebert-Gesellschaft so trotz noch ausstehender wissenschaftlicher Untersuchungen und bislang unzureichender offizieller Pressemitteilungen sehr viel Vertrauen in sein Land und die Informationen aus Japan zurückgewinnen. Und das ist in diesen Krisen-Zeiten mit hundertprozentiger Sicherheit ein beachtlicher Schritt.
Mittwoch, 26. Oktober 2011
Japans künstlerischer Einfluss
Während die einen glauben, dass man vermeintlich nur mit dem „Zweiten“ gut sieht, gilt in der Kunst dagegen nur allzu oft: Man sieht nur, was man weiss. Vor vollem Haus gab am Dienstag, dem 25. Oktober, Dr. Gabriele Himmelmann in der Glinder Kupfermühle den sehr interessierten Zuhörern Gelegenheit, mehr über die vielfältigen Einflüsse japanischer Künstler auf bedeutende europäische Künstlerpersönlichkeiten des 19. Jahrhunderts zu erfahren. Ein so spannendes wie umfangreiches Thema!
Die Referentin gab gleich zu Anfang ihres Vortrags unumwunden zu, keine Fachfrau für japanische Kunst zu sein, was sich vor allem an der fehlerhaften Aussprache der Namen japanischer Künstler und kleineren Ungenauigkeiten bemerkbar machte. Ihre Parallelen zwischen japanischer und europäischer Kunst, die sie fast ausschließlich auf ausgewählte französische Arbeiten eingrenzte, blieben daher überwiegend allgemeiner Art. Gleichwohl waren die aufgezeigten Spuren japanischer Künstler in den gezeigten Bildern aber dennoch für die Zuhörer sehr erhellend und selbst höchst bekannte Arbeiten wie z.B. van Goghs „Selbstporträt mit abgeschnittenem Ohr“ (1889) dürfte die Mehrzahl der Zuhörer hinterher wohl mit anderen Augen gesehen haben.
Zunächst gab Frau Dr. Himmelmann einen gelungen gerafften Schnell-Überblick über die historische Entwicklung Japans von seiner selbstgewählten Isolation bis hin zu seiner erzwungenen Öffnung in der Mitte des 19. Jahrhunderts und dem anschließenden Durchbruch der „Japan-Mode“ im Rahmen der Weltausstellungen in Paris und London.
Die Referentin gab gleich zu Anfang ihres Vortrags unumwunden zu, keine Fachfrau für japanische Kunst zu sein, was sich vor allem an der fehlerhaften Aussprache der Namen japanischer Künstler und kleineren Ungenauigkeiten bemerkbar machte. Ihre Parallelen zwischen japanischer und europäischer Kunst, die sie fast ausschließlich auf ausgewählte französische Arbeiten eingrenzte, blieben daher überwiegend allgemeiner Art. Gleichwohl waren die aufgezeigten Spuren japanischer Künstler in den gezeigten Bildern aber dennoch für die Zuhörer sehr erhellend und selbst höchst bekannte Arbeiten wie z.B. van Goghs „Selbstporträt mit abgeschnittenem Ohr“ (1889) dürfte die Mehrzahl der Zuhörer hinterher wohl mit anderen Augen gesehen haben.
Zunächst gab Frau Dr. Himmelmann einen gelungen gerafften Schnell-Überblick über die historische Entwicklung Japans von seiner selbstgewählten Isolation bis hin zu seiner erzwungenen Öffnung in der Mitte des 19. Jahrhunderts und dem anschließenden Durchbruch der „Japan-Mode“ im Rahmen der Weltausstellungen in Paris und London.
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Auch wenn sich das Publikum hier vielleicht mehr Bildmaterial gewünscht hätte, wurde - heutigen Moden gar nicht unähnlich - anschaulich, welche Formen die „Japan-Mode“ des 19. Jahrhunderts annahm - von japanischer Kleidung über Keramiken, den unvermeidlichen Wandschirmen und Fächern bis hin zu Holzschnitten (die zuerst als Einwickelpapier den Weg nach Europa fanden) und dem Gartenbau. Dieses „Kitsch-Japan“ fand sehr bald auch Niederschlag in aus heutiger Sicht dennoch sehr interessanten zeitgenössischen Gemälden, die die Japan-Verrücktheit der Zeit häufig auch in einem ironisch-humoristischen Licht wiedergaben.
Obwohl keine Expertin für japanische Kunst, konnte die Kunsthistorikerin dennoch vollkommen richtig anhand sehr anschaulicher Beispiele exemplarisch darlegen, welche ganz anderen Bildauffassungen und Kompositionstechniken in japanischen Holzschnitten zu sehen sind, die der europäischen Tradition bis dato fremd waren, wie etwa gewagte Bild-Anschnitte, das Fehlen einer Fernperspektive, die Silhouettenhaftigkeit der Figuren, das Fehlen von Schatten, das Schichten der einzelnen Bildelemente, das vermehrte Arbeiten mit pars pro toto-Effekten, welche allesamt auf eine Ornamentierung der Bilder hinausliefen.
Doch nicht nur Bildgestaltungsverfahren, auch bestimmte Motive wie Berge oder Brücken wurden von europäischen Künstlern der Zeit exzessiv übernommen. Viele der heute berühmtesten Künstler des 19. Jahrhunderts verfügten über umfangreiche Sammlung japanischer Holzschnitte, die sie für die Entstehung eigener Werke nutzten.
Dr. Himmelmann traf bereits an dieser Stelle die wichtige Unterscheidung zwischen zwei verschiedenen Richtungen der damaligen Japan-Rezeption: Die eine sammelte lediglich japanische Versatzstücke, weil es schick war, ohne sich um ein tieferes Verständnis der japanischen Kultur zu bemühen, weshalb sich der Begriff „anekdotischer Japonismus“ anbietet. Die andere Richtung, und hierauf richtete die Referentin im Folgenden ihr Augenmerk, ging jedoch über das modische Zitat hinaus und versuchte, einen eigenen Stil zu finden unter Einbeziehung der japanischen Einflüsse, sich die fremden Elemente also anzuverwandeln - ein Vorgehen, das seinerseits bis heute als sehr japanisch gelten kann.
Insbesondere anhand ausgewählter Arbeiten von Monet und van Gogh konnte die Kunstgeschichtlerin zeigen, dass - formal betrachtet - hier zwar typisch japanische Bildgestaltungsweisen zur Anwendung kamen (wie z.B. die Schichtung der einzelnen Bildelemente im Raum, die Reduzierung von Raum und Schatten, das Flächigerwerden der Bilder, mitunter drastisch zugespitzte Gebärden und Gesichtsausdrücke, die Silhouettenhaftigkeit oder auch dynamische Bildausschnitte sowie ungewöhnliche Fluchtpunkte), diese Bildgestaltungsweisen aber so eingesetzt wurden, dass ein eigener Stil („ein typischer Monet“, ein „typischer van Gogh“) dabei herauskamen. Dr. Himmelmann machte aber am Beispiel van Goghs auch deutlich, dass dieser eigene Stil, der auf selbständige Weise japanische Einflüsse verarbeitete, Ergebnis eines langen, künstlerisch höchst herausfordernden Arbeitsweges war.
Die Referentin versuchte darüber hinaus auch inhaltliche Parallelen zu finden, etwa in der häufig auch bei den gezeigten europäischen Arbeiten deutlichen Serialität der Bilder oder in der Darstellung der „flüchtigen“, höchst vergänglichen Welt der Vergnügungsviertel, was besonders bei den Arbeiten Toulouse-Lautrecs augenfällig wurde (siehe Bild "La Goulue").
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"La Goulue" |
Aus japanischer Sicht ist allerdings fraglich, ob es über diese mehr oberflächlichen Entsprechungen hinaus Ähnlichkeiten in der Auffassung der dargestellten Vergänglichkeit gibt, insbesondere hinsichtlich der kulturellen und spirituellen Wurzeln dieser Auffassung.
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"Blick auf Arles" |
Auch wenn hier die Analogien manchmal sehr breit ausfielen, lohnte es sich dennoch, sich über diesen Aspekt der Arbeiten einmal nähere Gedanken zu machen, konnte Dr. Himmelmann doch anhand der Deutungen der Gemälde van Goghs am Beispiel des „Blick auf Arles“ überzeugend darlegen, dass manche psychologisierende Interpretation der Arbeiten zu falschen Schlüssen führt, weil der japanische Einfluss auf die Arbeiten van Goghs den Interpreten schlicht und ergreifend nicht bekannt ist. Hier erlebten die Zuhörer einen echten Höhepunkt der Darstellung, denn sie konnten mit eigenen Augen im Sinne eines „vorher-nachher“-Effekts nachvollziehen, dass dieses Wissen zu einer gründlich anderen Sichtweise dieser Bilder führt. Manche Personen des Publikums waren überrascht und konnten jetzt erstmals im Hintergrund des van Gogh-Selbstporträts „Selbstbildnis mit abgeschnittenem Ohr“ deutlich einen japanischen Holzschnitt ausmachen. Eigentlich nicht zu übersehen - wenn man es weiss.
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"Selbstporträt mit abgeschnittenem Ohr |
Insgesamt also ein spannender wie erhellender Vortrag vor einem ungewöhnlich kompetenten Publikum, wie die Nachfragen z.B. nach Einflüssen auf bestimmte andere europäische Künstler aus Deutschland und England oder die Rolle der Umrandungen auf den Arbeiten zeigte. Schade lediglich, dass die Mehrzahl der Bildbeispiele allzu bekannt für die offensichtlich mit sehr guten Vorkenntnissen ausgestatte Zuhörerschaft war und dem Hunger des Publikums nach mehr Bildbeispielen nicht mehr „Futter“ gegeben wurde.
Donnerstag, 20. Oktober 2011
Endlich: Studiengang Lehramt Japanisch in Köln
Trotz Krise gehen die Verantwortlichen der Universität Köln offenbar von einem steigenden Bedarf an Japanisch-Lehrern aus, was uns wiederum sehr freut, denn wenn möglichst viele junge Menschen die japanische Sprache erlernen, würde das der Deutsch-Japanischen Freundschaft einen enormen Schub verleihen!
Obwohl Hamburg den ersten Studiengang Japanologie in Deutschland anbot, ist es die Universität Köln, die nun als erste deutsche Hochschule den Studiengang Lehramt Japanisch als reguläres Lehramtsfach anbietet. Geplant ist für 2012 ebenfalls eine Juniorprofessur für eine bessere Vermittlung der Sprache. Nach Angaben der Universität sind es vor allem Gymnasien und Gesamtschulen, die vermehrt Japanisch anbieten und hierfür Personal suchen. Im Wintersemester soll es losgehen!
Wer sich hierfür interessiert, wende sich bezüglich der Details bitte zunächst an die unten folgende Internet-Adresse. Hier wird im Grunde genommen alles erklärt: http://japanologie.phil-fak.uni-koeln.de/9277.html
Für weiterführende Rückfragen, die dann noch offen sein sollten, steht sonst Frau Prof. Dr. Franziska Ehmcke unter franziska.ehmcke(at)uni-koeln.de zur Verfügung.
Obwohl Hamburg den ersten Studiengang Japanologie in Deutschland anbot, ist es die Universität Köln, die nun als erste deutsche Hochschule den Studiengang Lehramt Japanisch als reguläres Lehramtsfach anbietet. Geplant ist für 2012 ebenfalls eine Juniorprofessur für eine bessere Vermittlung der Sprache. Nach Angaben der Universität sind es vor allem Gymnasien und Gesamtschulen, die vermehrt Japanisch anbieten und hierfür Personal suchen. Im Wintersemester soll es losgehen!
Wer sich hierfür interessiert, wende sich bezüglich der Details bitte zunächst an die unten folgende Internet-Adresse. Hier wird im Grunde genommen alles erklärt: http://japanologie.phil-fak.uni-koeln.de/9277.html
Für weiterführende Rückfragen, die dann noch offen sein sollten, steht sonst Frau Prof. Dr. Franziska Ehmcke unter franziska.ehmcke(at)uni-koeln.de zur Verfügung.
Kostenlose Hin- und Rückflüge nach Japan?
Japan hat - vielleicht nicht für alle, aber die meisten - Touristen aufgrund der Atomkatastrophe in Fukushima ein Imageproblem im Ausland. Das Schimpfen der japanischen Presse über die hiesige vermeintlich übertriebene oder panische Berichterstattung ändert daran wenig. Greenpeace äußerte sich dieser Tage kritisch über eine mögliche Strahlenbelastung in Tokio ohne sich zu genau festlegen zu wollen und in der japanischen Presse war in den vergangenen Tagen häufiger von "radiation hotspots" in Tokyo (also vereinzelten Stellen mit deutlich erhöhten Strahlenwerten) die Rede. Einerseits wird glaubhaft gemacht, dies habe nichts mit Fukushima zu tun, wie aber z.B. eine alte, vergammelte, dennoch offenbar hochgradig strahlende Flasche in einen bestimmten Tokyoter Stadtteil kommt, wird auch nicht schlüssig erklärt.
Vor diesem Hintergrund soll wenigstens in der Tourismus-Wirtschaft der Super-Gau vermieden werden - der derzeit aus europäischer Sicht teure Yen macht es dabei nicht einfacher. Als Gegenmaßnahme verkündete am Dienstag dieser Woche die japanische Tourismusbehörde neue Pläne, dass an Ausländer 10.000 (in Worten: zehntausend!) Hin- und Rückflug-Tickets vergeben werden sollen, für die Unterbringung während der Zeit in Japan müssten die Reisenden jedoch selbst aufkommen.
Die Agentur kündigte an, eine web site eröffnen zu wollen, auf der Bewerber einige Fragen beantworten müssen, z.B. was sie über den Tourismus in der Zeit "danach" wissen und welches ihre Reiseziele sind. Während oder nach der Reise sollen die Begünstigten in blogs oder anderen social media web sites über ihre Erfahrungen berichten, in der Hoffnung, so mehr Touristen ins Land locken zu können. Nach Ansicht der Behörde wird es wohl Jahre dauern, bis die Tourismus-Wirtschaft den Umsatz der Vorkatastrophen-Zeit wieder erreicht haben wird, ganz zu schweigen vom einstmals ausgegebenem Ziel, pro Jahr 30 Millionen Besucher anzuziehen. Allerdings soll diese Initiative mit rund 1,1 Milliarden Yen aus Steuergeldern im kommenden Jahr auch deshalb finanziert werden, weil sich staatliche Stellen davon eine Steigerung der Inlands-Nachfrage und eine Wiederbelebung örtlicher Wirtschaftsstrukturen versprechen.
Die Idee hinter dieser Aktion entstammt einer Umfrage, die ergab, dass viele mögliche Besucher dem Urteil ihrer Landsleute vertrauen würden - wenn also meine Bekannten das Reisen in Japan für sicher halten, dann ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass ich mich dieser Ansicht anschließe, so die Umfrage.
TATSÄCHLICH sieht es aber so aus, dass über diese Pläne derzeit noch nicht entschieden ist und frühestens ab April 2012 eine Bewerbung um die Gratisflüge möglich wäre. Die in der deutschen Presse (darunter auch dem Hamburger Abendblatt vom 12. Oktober 2011) verbreitete Darstellung, die Gratisflüge stünden ab April 2012 zur Verfügung, ist FALSCH.
Die japanische Tourismus-Behörde warnt in diesem Zusammenhang vor ersten Betrügern!
(Quelle hier: http://www.mlit.go.jp/kankocho/en/page01_000222.html)
EIN Ziel dürfte die Agentur immerhin erreicht haben: VIEL, VIEL Aufmerksamkeit. Und: Wer auf dem Laufenden gehalten werden will, ob und wann die Gratisflüge kommen, soll sich regelmäßig bei der Facebook-site der Agentur umsehen. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt - in Zeiten von Internet-Marketing 2.0 werden wir uns an derlei "Gratis-Aktionen" wohl gewöhnen müssen...
Vor diesem Hintergrund soll wenigstens in der Tourismus-Wirtschaft der Super-Gau vermieden werden - der derzeit aus europäischer Sicht teure Yen macht es dabei nicht einfacher. Als Gegenmaßnahme verkündete am Dienstag dieser Woche die japanische Tourismusbehörde neue Pläne, dass an Ausländer 10.000 (in Worten: zehntausend!) Hin- und Rückflug-Tickets vergeben werden sollen, für die Unterbringung während der Zeit in Japan müssten die Reisenden jedoch selbst aufkommen.
Die Agentur kündigte an, eine web site eröffnen zu wollen, auf der Bewerber einige Fragen beantworten müssen, z.B. was sie über den Tourismus in der Zeit "danach" wissen und welches ihre Reiseziele sind. Während oder nach der Reise sollen die Begünstigten in blogs oder anderen social media web sites über ihre Erfahrungen berichten, in der Hoffnung, so mehr Touristen ins Land locken zu können. Nach Ansicht der Behörde wird es wohl Jahre dauern, bis die Tourismus-Wirtschaft den Umsatz der Vorkatastrophen-Zeit wieder erreicht haben wird, ganz zu schweigen vom einstmals ausgegebenem Ziel, pro Jahr 30 Millionen Besucher anzuziehen. Allerdings soll diese Initiative mit rund 1,1 Milliarden Yen aus Steuergeldern im kommenden Jahr auch deshalb finanziert werden, weil sich staatliche Stellen davon eine Steigerung der Inlands-Nachfrage und eine Wiederbelebung örtlicher Wirtschaftsstrukturen versprechen.
Die Idee hinter dieser Aktion entstammt einer Umfrage, die ergab, dass viele mögliche Besucher dem Urteil ihrer Landsleute vertrauen würden - wenn also meine Bekannten das Reisen in Japan für sicher halten, dann ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass ich mich dieser Ansicht anschließe, so die Umfrage.
TATSÄCHLICH sieht es aber so aus, dass über diese Pläne derzeit noch nicht entschieden ist und frühestens ab April 2012 eine Bewerbung um die Gratisflüge möglich wäre. Die in der deutschen Presse (darunter auch dem Hamburger Abendblatt vom 12. Oktober 2011) verbreitete Darstellung, die Gratisflüge stünden ab April 2012 zur Verfügung, ist FALSCH.
Die japanische Tourismus-Behörde warnt in diesem Zusammenhang vor ersten Betrügern!
(Quelle hier: http://www.mlit.go.jp/kankocho/en/page01_000222.html)
EIN Ziel dürfte die Agentur immerhin erreicht haben: VIEL, VIEL Aufmerksamkeit. Und: Wer auf dem Laufenden gehalten werden will, ob und wann die Gratisflüge kommen, soll sich regelmäßig bei der Facebook-site der Agentur umsehen. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt - in Zeiten von Internet-Marketing 2.0 werden wir uns an derlei "Gratis-Aktionen" wohl gewöhnen müssen...
Mittwoch, 12. Oktober 2011
Auf zum Japantag in Düsseldorf!
Die Wettervorhersagen sind vielversprechend - japanbegeisterte Hamburger sollten also ruhig den Trip nach Düsseldorf am kommenden Samstag wagen. Dort findet am 15. Oktober ab 12.30 Uhr bis ca. 22 Uhr zwischen Burgplatz und Landtag ein so in Deutschland selten vielfältig zu erlebendes Festival rund um alles Japanische statt.
Dabei dürfte für jeden Geschmack etwas geboten sein - von Konzerten (klassische Instrumente bis J-Pop), Cosplay-Modenschau, Taiko, Straßenfußball mit japanischen Schulen, Theater, Tanzgruppen, Chören, Manga-Wettbewerb, Vorführung verschiedener Kampfkünste, einem Saumurai-Heerlager, J-Pop-Disco und einem grandiosen abschließenden Feuerwerk.
Die Besucher können daneben an einer Vielzahl von Verkaufs- und Informationsständen vorbeiflanieren und viel Japanisches mit nach Hause nehmen - traditionelles Kunsthandwert wie moderne Accessoires sind ebenso erhältlich wie Bücher, "Mangabedarf", touristische Informationen, japanische Farbholzschnitte, Kimonos, Lackkunst und eine Vielzahl von Vereinen von Manga- und Anime bis Kultur- und Wirtschaftsinstitutionen stellen sich vor.
Wer schon einmal in Düsseldorf ist, sollte sich die Gelegenheit nicht entgehen lassen bei freiem Eintritt den buddhistischen Tempel, den Tempelgarten und die Anlagen des EKO-Hauses anzusehen - ein echtes Stück Japan in Deutschland!
Die Japanfreunde Hamburg wünschen gute Reise!
Das gesamte Programm steht unter www.japantag-duesseldorf-nrw.de zum download bereit.
Freitag, 7. Oktober 2011
Japan-Tag beim HarbourFront Literaturfestival
Bereits vor längerer Zeit hatten die Macher des HarbourFront Literaturfestivals die Idee, einen Japan-Tag im Rahmen dieses Festivals zu veranstalten, das bundesweit zu den bedeutendsten Literaturfestivals zählt, obwohl es in diesem Jahr erst zum dritten Mal stattfand. Mit tatkräftiger Unterstützung von japanischer Seite, darunter vor allem seitens des japanischen Generalkonsulats in Hamburg, konnten die Veranstalter einen sehr abwechslungsreichen Tag dem zahlreich erschienenen Publikum bieten, der den Bogen von der Tradition bis zur Gegenwart am Beispiel ganz unterschiedlicher Künste spannte.
Nach Grußworten von Heinz Lehmann für die Festival-Leitung und Generalkonsul Setsuo Kosaka durften dabei die Japanfreunde Hamburg den Auftakt mit einer Lesung der schönsten japanischen Märchen und Samurai-Geschichten machen. Dabei zeigten sich nicht nur erstaunliche Parallelen zwischen deutschen und japanischen Märchen, die Neu-Übersetzung der klassischen Stoffe in die heutige deutsche Gegenwartssprache machte auch deutlich, wie aktuell viele der Märchen auch heute noch sind - vor allem, wenn man sie als Charakterstudien über die menschliche Natur oder als amüsante Parabeln auf die Krisen der Gegenwart zu lesen geneigt ist.
Wer traditionelle Märchen nicht aus heutiger Sicht interpretieren mochte, erfuhr beim Zuhören quasi ganz nebenbei viel über japanische Kultur und wichtige mentalitätsgeschichtliche Einflüsse, beispielsweise ein typisches Beispiel buddhistischen Denkens anhand der Samurai-Geschichte "Das Duell des Schreckens". Ein Mitschnitt dieser Geschichte und ein paar fotografische Eindrücke vom Japan-Tag sind hier zu sehen und zu hören - wenngleich das unaufhörliche geschäftige Treiben in der Hafen-City es unserem Tontechniker nicht ganz leicht gemacht hat:
Im Anschluß daran gab die bekannte Tee-Meisterin Kazuko Chujo eine Einführung in die japanische Teezeremonie. Wie auch bei ihren beliebten Einführungen in die Teezeremonie im Teehaus von Planten un Blomen verwöhnte sie auch diesmal die Gaumen der Anwesenden nicht nur mit erstklassigem Grüntee (dessen richtige Zubereitung - das Schaumigschlagen - tatsächlich eine Wissenschaft für sich ist, damit es auch meisterhaft schmeckt), sondern auch mit einer sehr leckeren, typisch japanischen Süßigkeit.
Vor seinem Konzert in Glinde (siehe vorausgegangenem post) gab hier Shamisen-Spieler und Taiko-Trommler Yoshiyuki Kimura bereits schon einmal eine Kostprobe seines außergewöhnlichen Könnens an den Trommeln. Ein eindrucksvoller musikalischer Leckerbissen, besonders auch für alle, die sich bereits gut mit Taiko auskennen.
Der eigentliche Höhepunkt des Abends sollte jedoch noch folgen. Vorbereitet durch einen Vortrag von Dr. Andreas Regelsberger, der einen einführenden Überblick über die moderne japanische Literatur gab, las die junge Schriftstellerin Risa Wataya aus ihrem Buch "Hinter deiner Tür aus Papier", wobei die deutsche Übersetzung von Annalena Schmidt vorgetragen wurde. Wataya kann in ihrer Heimat auf beeindruckende Erfolge bei Leserschaft und(!) Kritikern zurückblicken, so erhielt sie wie die in diesem Jahr in Hamburg ausführlich geehrte Yoko Tawada ebenfalls den Akutagawa-Literatur-Preis, der auch bei uns mittlerweile sehr bekannt sein dürfte und nach wie vor als einer der drei bedeutendsten, wenn nicht gar als DER bedeutendste japanische Literatur-Preis gelten kann. Im Anschluß an die Lesung hatte das sehr zahlreich erschienene Publikum Gelegenheit, seine eigenen Fragen an die Autorin zu richten.
So ging eine sehr gelungene Veranstaltung zu Ende, die im Unterschied zu vielen anderen Veranstaltungen mit Japan-Bezug in der Hansestadt endlich einmal den Vergleich mit Veranstaltungen in den Hauptstadtmetropolen nicht zu scheuen brauchte.
Nach Grußworten von Heinz Lehmann für die Festival-Leitung und Generalkonsul Setsuo Kosaka durften dabei die Japanfreunde Hamburg den Auftakt mit einer Lesung der schönsten japanischen Märchen und Samurai-Geschichten machen. Dabei zeigten sich nicht nur erstaunliche Parallelen zwischen deutschen und japanischen Märchen, die Neu-Übersetzung der klassischen Stoffe in die heutige deutsche Gegenwartssprache machte auch deutlich, wie aktuell viele der Märchen auch heute noch sind - vor allem, wenn man sie als Charakterstudien über die menschliche Natur oder als amüsante Parabeln auf die Krisen der Gegenwart zu lesen geneigt ist.
Wer traditionelle Märchen nicht aus heutiger Sicht interpretieren mochte, erfuhr beim Zuhören quasi ganz nebenbei viel über japanische Kultur und wichtige mentalitätsgeschichtliche Einflüsse, beispielsweise ein typisches Beispiel buddhistischen Denkens anhand der Samurai-Geschichte "Das Duell des Schreckens". Ein Mitschnitt dieser Geschichte und ein paar fotografische Eindrücke vom Japan-Tag sind hier zu sehen und zu hören - wenngleich das unaufhörliche geschäftige Treiben in der Hafen-City es unserem Tontechniker nicht ganz leicht gemacht hat:
Im Anschluß daran gab die bekannte Tee-Meisterin Kazuko Chujo eine Einführung in die japanische Teezeremonie. Wie auch bei ihren beliebten Einführungen in die Teezeremonie im Teehaus von Planten un Blomen verwöhnte sie auch diesmal die Gaumen der Anwesenden nicht nur mit erstklassigem Grüntee (dessen richtige Zubereitung - das Schaumigschlagen - tatsächlich eine Wissenschaft für sich ist, damit es auch meisterhaft schmeckt), sondern auch mit einer sehr leckeren, typisch japanischen Süßigkeit.
Vor seinem Konzert in Glinde (siehe vorausgegangenem post) gab hier Shamisen-Spieler und Taiko-Trommler Yoshiyuki Kimura bereits schon einmal eine Kostprobe seines außergewöhnlichen Könnens an den Trommeln. Ein eindrucksvoller musikalischer Leckerbissen, besonders auch für alle, die sich bereits gut mit Taiko auskennen.
Der eigentliche Höhepunkt des Abends sollte jedoch noch folgen. Vorbereitet durch einen Vortrag von Dr. Andreas Regelsberger, der einen einführenden Überblick über die moderne japanische Literatur gab, las die junge Schriftstellerin Risa Wataya aus ihrem Buch "Hinter deiner Tür aus Papier", wobei die deutsche Übersetzung von Annalena Schmidt vorgetragen wurde. Wataya kann in ihrer Heimat auf beeindruckende Erfolge bei Leserschaft und(!) Kritikern zurückblicken, so erhielt sie wie die in diesem Jahr in Hamburg ausführlich geehrte Yoko Tawada ebenfalls den Akutagawa-Literatur-Preis, der auch bei uns mittlerweile sehr bekannt sein dürfte und nach wie vor als einer der drei bedeutendsten, wenn nicht gar als DER bedeutendste japanische Literatur-Preis gelten kann. Im Anschluß an die Lesung hatte das sehr zahlreich erschienene Publikum Gelegenheit, seine eigenen Fragen an die Autorin zu richten.
So ging eine sehr gelungene Veranstaltung zu Ende, die im Unterschied zu vielen anderen Veranstaltungen mit Japan-Bezug in der Hansestadt endlich einmal den Vergleich mit Veranstaltungen in den Hauptstadtmetropolen nicht zu scheuen brauchte.
Yoshiyuki Kimura rockt Glinde
Liebhaber traditioneller japanischer Instrumente hatten in diesem Monat dank des großzügigen Engagements des japanischen Generalkonsulats gleich doppelt Gelegenheit, in zwei besonderen Konzerten außergewöhnliche und sonst selten zu hörende Klänge zu vernehmen.
Am 30. September ließ das Ensemble "Koden no kai" aus unserer Partnerstadt Osaka im wunderschönen Spiegelsaal des Hamburger Museums für Kunst und Gewerbe die abwesenden Figuren des Bunraku-Figurentheaters lebendig werden. Mit Hilfe der Stimme des "Erzählers", der die ganze Bandbreite der menschlichen Stimme von Rezitation bis Gesang in allen Klangfarben und Intonationen ausschöpfte und dank der gleichwertigen, aber dennoch unaufdringlichen Ergänzung durch die Shamisen wurden die klanglich dargestellten Figuren des Bunraku mit ihren Charakteren und Gefühlen präsent.
Bereits zuvor am 20. September hatten die Besucher des Glinder Asienforums Gelegenheit, ein ganz außergewöhnliches Konzert zu erleben. Yoshiyuki Kimura spielte im ersten Teil des Konzerts die Shamisen und danach im zweiten Teil ein Ensemble von Taiko-Trommeln. Er überraschte sein Publikum immer wieder durch die enorme Dynamik seiner Darbietungen, aber auch durch seine Vielseitigkeit. So vermochte er einerseits einen aufschlußreichen Eindruck traditioneller Stücke zu vermitteln, spielte auf beiden Instrumenten aber auch neue Stücke und eigene Kompositionen.
Immer wieder erläuterte er, übersetzt von Kulturkonsul Yakabe, das Geschehen auf der Bühne und erklärte sowohl die von ihm während des Shamisen-Spiels getragene traditionelle Kleidung als auch viel Wissenswertes über die von ihm gespielten Instrumente, die musikalische Tradition und die vorgetragenen Stücke. Seine gezielte Verbindung von Tradition und Gegenwart fand so nicht nur in der Auswahl seiner Stücke Ausdruck, sondern die Zuschauer hatten im zweiten Teil ungewöhnlicherweise Gelegenheit, einen Taiko-Trommler im neuesten Designer-outfit zu erleben.
Eine ganz einmalige persönliche Note erhielt das Konzert durch die Tatsache, dass Kimura mit einem erstmals öffentlich dargebotenen, eigenen Taiko-Stück von den Trommeln Abschied nahm, die er als zehnjähriger Junge von seinem Vater als Geschenk erhalten hatte. Der Künstler hatte in Hamburg zuvor einen workshop gegeben und sich daraufhin entschlossen, seine Trommeln, die ihn seit seiner Kindheit ein ständiger Begleiter waren, der Hamburger Taiko-Gruppe zu schenken(!), die er bei dem workshop unterrichtet hatte.
In dem anschließenden Abschieds-Stück ließ er der ganzen Bandbreite seines Könnens und seinen Emotionen freien Lauf. Angesteckt von so viel Gefühl und Ausdruckskraft nahm das Publikum im Anschluß daran nur zu gerne die Einladung an, den Künstler bei seinem letzten Stück des Abends akustisch zu begleiten. Das Publikum zeigte sich nicht nur beeindruckt, sondern auch sehr dankbar für diesen außergewöhnlichen Abend und dankte es Kimura mit standing ovations. Nicht unerwähnt bleiben sollte an dieser Stelle, dass das Konzert dank der Großzügigkeit des japanischen Generalkonsulats keinen Eintritt kostete(!) - kaum zu glauben angesichts eines solch außergewöhnlichen Konzert-Abends, der dem Publikum sicherlich noch lange in erfreulicher Erinnerung bleiben wird - denn wann wurde eine Halle zuvor schon einmal von einer Shamisen gerockt?
Ensemble Koden no kai |
Bereits zuvor am 20. September hatten die Besucher des Glinder Asienforums Gelegenheit, ein ganz außergewöhnliches Konzert zu erleben. Yoshiyuki Kimura spielte im ersten Teil des Konzerts die Shamisen und danach im zweiten Teil ein Ensemble von Taiko-Trommeln. Er überraschte sein Publikum immer wieder durch die enorme Dynamik seiner Darbietungen, aber auch durch seine Vielseitigkeit. So vermochte er einerseits einen aufschlußreichen Eindruck traditioneller Stücke zu vermitteln, spielte auf beiden Instrumenten aber auch neue Stücke und eigene Kompositionen.
Immer wieder erläuterte er, übersetzt von Kulturkonsul Yakabe, das Geschehen auf der Bühne und erklärte sowohl die von ihm während des Shamisen-Spiels getragene traditionelle Kleidung als auch viel Wissenswertes über die von ihm gespielten Instrumente, die musikalische Tradition und die vorgetragenen Stücke. Seine gezielte Verbindung von Tradition und Gegenwart fand so nicht nur in der Auswahl seiner Stücke Ausdruck, sondern die Zuschauer hatten im zweiten Teil ungewöhnlicherweise Gelegenheit, einen Taiko-Trommler im neuesten Designer-outfit zu erleben.
Eine ganz einmalige persönliche Note erhielt das Konzert durch die Tatsache, dass Kimura mit einem erstmals öffentlich dargebotenen, eigenen Taiko-Stück von den Trommeln Abschied nahm, die er als zehnjähriger Junge von seinem Vater als Geschenk erhalten hatte. Der Künstler hatte in Hamburg zuvor einen workshop gegeben und sich daraufhin entschlossen, seine Trommeln, die ihn seit seiner Kindheit ein ständiger Begleiter waren, der Hamburger Taiko-Gruppe zu schenken(!), die er bei dem workshop unterrichtet hatte.
In dem anschließenden Abschieds-Stück ließ er der ganzen Bandbreite seines Könnens und seinen Emotionen freien Lauf. Angesteckt von so viel Gefühl und Ausdruckskraft nahm das Publikum im Anschluß daran nur zu gerne die Einladung an, den Künstler bei seinem letzten Stück des Abends akustisch zu begleiten. Das Publikum zeigte sich nicht nur beeindruckt, sondern auch sehr dankbar für diesen außergewöhnlichen Abend und dankte es Kimura mit standing ovations. Nicht unerwähnt bleiben sollte an dieser Stelle, dass das Konzert dank der Großzügigkeit des japanischen Generalkonsulats keinen Eintritt kostete(!) - kaum zu glauben angesichts eines solch außergewöhnlichen Konzert-Abends, der dem Publikum sicherlich noch lange in erfreulicher Erinnerung bleiben wird - denn wann wurde eine Halle zuvor schon einmal von einer Shamisen gerockt?
Wo ist die Kirschblütenprinzessin?
Alle zwei Jahre hat Hamburg die Ehre als eine von drei Städten weltweit auch außerhalb Japans eine "offizielle" Kirschblütenprinzessin zu wählen. Es geht dabei vor allem um die Außendarstellung Hamburgs gegenüber der Wirtschaft, der japanischen Politik, aber auch um Völkerfreundschaft. Die jüngste "Ehemalige", die 26. Kirschblütenprinzessin Annika Schulze, deren Amtszeit vor kurzem zu Ende ging, hat auf gelungene Weise gezeigt, was sich aus diesem Ehrenamt alles machen lässt - nicht nur aufgrund ihres persönlichen Charmes und ihrer Eloquenz, sondern vor allem auch aufgrund ihrer als junge Architektin vielseitigen kulturellen Interessen.
Am 24. September nun wurde offenbar eine neue Kirschblütenprinzessin gewählt. So erging zumindest eine Einladung an Mitglieder der Deutsch-Japanischen Gesellschaft zu Hamburg und auch auf dem Terminkalender des japanischen Generalkonsulats tauchte eine kurze Erwähnung der Wahl auf. Im Hamburger Abendblatt fand sich bereits im April 2011 eine leicht zu übersehende kurze Notiz von wenigen Zeilen, die Bewerberinnen dazu aufforderte, sich zu melden.
Bedenkt man, dass sich zahlreiche japanische Zeitungen über die Panik mokierten, mit der Europäer scharenweise das Land aufgrund der Atomkraftwerks-Katastrophe in Fukushima verließen und berücksichtigt man die Tatsache, dass der Austausch von Studenten von deutscher Seite soweit bekannt vollständig abgesagt wurde und erst jüngst in der japanischen Presse mit Unverständnis darüber berichtet wurde, dass die deutsche Botschaft in Tokyo anscheinend zehn freie Stellen derzeit nicht besetzen kann, weil sich keine Bewerber finden, dann kann man erahnen, dass es wohl keine leichte Aufgabe war, in diesem Jahr eine geeignete und gewillte Kandidatin zu finden.
Denken wir an die Wahl der 26. Kirschblütenprinzessin vor zwei Jahren zurück, so gelang es damals den Veranstaltern über die lokale Presse und einen kurzen Bericht im lokalen Fernsehen einen beachtlichen Teil der Hamburger Öffentlichkeit zu erreichen und so nicht nur das deutsch-japanische Leben in Hamburg bekannter zu machen, sondern auch eine Vielzahl an sehr unterschiedlichen Kandidatinnen zu werben. In diesem Jahr findet sich dagegen eine kaum zu fassende Funkstille - wer sich derzeit auf der web site der Deutsch-Japanischen Gesellschaft umsieht, der findet dort weder einen Hinweis auf die Wahl am 24. September noch in den zwei Wochen danach einen Bericht über die Wahl zur neuen, 27. Kirschblütenprinzessin. Auch die Verlautbarungen des japanischen Generalkonsulats weisen hier keinerlei Informationen auf, selbst eine Internet-Recherche verläuft dieser Tage vollkommen ergebnislos - obwohl doch der "große Bruder" aus Amerika sonst alles mit seiner digitalen Brille sieht... Auf Nachfrage beim japanischen Generalkonsulat war immerhin der Name der neuen Kirschblütenprinzessin zu erfahren - Marina Reinhardt - weiteres ist aber bis dato nicht bekannt. Dem Vernehmen nach fand die Wahl in einer sonst für Senatsempfänge reservierten Räumlichkeit des Hamburger Rathauses statt - sicherlich kein Rahmen, der zu häßlich zum Fotografieren wäre oder für den sich die Veranstalter schämen müssten.
Während frühere Kirschblütenprinzessinnen nicht nur Japan bereisten, um Hamburg zu "promoten", sondern ihr Amt auch nach Kräften dafür nutzten, um im Gegenzug ebenso für die Beliebtheit Japans in Hamburg zu werben (man denke an die zahlreichen, mitreißenden Vorträge der ehemaligen Kirschblütenprinzessin Annika Schulze in der Handelskammer, der Universität, vor dem Glinder Asienforum oder ihre Auftritte in Niedersachsen und Schleswig-Holstein), so wird jetzt das Amt der Kirschblütenprinzessin scheinbar zu einer Veranstaltung, die mit der Öffentlichkeit nichts mehr zu tun hat.
Das ist sehr schade, denn im Vergleich zu Düsseldorf und Berlin hat das Hamburger Deutsch-Japanische Leben nur wenige Events (so wie jüngst der Japan-Tag des HarbourFront Literaturfestivals) und Institutionen zu bieten, die bundesweite Geltung beanspruchen können. Und im Vergleich zu diesen befreundeten, aber auch konkurrierenden Metropolen kann es sich Hamburg eigentlich nicht leisten, auf einen solch attraktiven "Joker" zu verzichten.
Mal schauen, ob und wann sich das Geheimnis um die "Neue" lüftet... es bleibt spannend!
Mittwoch, 7. September 2011
Japanfreunde Hamburg bei der Berliner Japanwoche
Der japanische Komponist und Gagaku-Musiker Naoyuki Manabe im Gespräch mit einer Zuhörin. Bild: Bärbel Becker |
Auf Einladung der Deutsch-Japanischen Gesellschaft Berlin hatten die Japanfreunde Hamburg am 27. August Gelegenheit, bei der Japanwoche der DJG-Berlin mit einer Lesung der schönsten japanischen Märchen und Samurai-Geschichten teilzunehmen. Zu sehen war im wunderschönen Wrangelschlößchen in Berlin-Steglitz während der Japanwoche eine Ausstellung von Mitgliedern der Gesellschaft mit Malerei, Graphiken, Keramik-Objekten und Ikebana auf hohem Niveau. Dazu wurde vor allem den jüngeren Besuchern ein Manga-Workshop geboten. Im Rahmenprogramm gab es am ersten Samstagabend der Japanwoche die Gelegenheit, neben den japanischen Märchen und Samurai-Geschichten ein sehr seltenes traditionelles japanisches Instrument - Sho - kennen zu lernen.
Sonderkulturbotschafter, Gagaku-Musiker und Komponist Naoyuki Manabe ist nicht nur ein Virtuose des Instruments, sondern komponiert auch eigene, zeitgenössische Musikstücke für diese aus vielen Bambusröhren gefertigte, nahezu kreisrunde "Mundorgel". Manabe spielte zunächst ein traditionelles Stück, um den Zuhörern zu verdeutlichen, wie sich das Instrument einst am japanischen Kaiserhof anhörte. Danach stellte er interessanter- wie passenderweise ein Stück eines deutschen(!) Komponisten vor, das in unserer Gegenwart für die Sho geschrieben wurde. Zum Abschluss stellte er eine seiner eigenen Kompositionen vor:
Auch wenn das Stück für das Publikum mitunter keine "leichte Kost" darstellte, beeindruckte die Komposition mit ihren ausgefeilten Verweisen auf zeitgenössische Musik aus den unterschiedlichsten Genres - von Jazz bis zu zeitgenössischen Komponisten der "E-Musik". Dabei vermochte Manabe auf ungewöhnliche Weise nicht nur Tradition und Moderne, sondern auch europäische und asiatische musikalische Strukturen aus unterschiedlichen Epochen zu einem eigenständigen Werk zu verbinden. Dabei lotete er gezielt die Grenzen dessen aus, was sein Instrument klanglich zu leisten vermag - manchmal vermeinte das Ohr erstaunlicherweise ein oder mehrere andere Instrumente gleichzeitig zu hören, am Schluß gar einem gewaltigen, mitunter sogar brutalen akkustischem Feuerwerk beizuwohnen.
In jedem Fall war es eine besondere Gelegenheit für Musikfreunde, sehr seltene, für europäische Ohren in der Regel ungewöhnliche und spannende Musik live zu hören. Der international vielfach ausgezeichnete Komponist und Musiker wird noch für ungefähr ein Jahr als Stipendiat in Deutschland zu Gast sein und vielleicht wird es ja auch für das Hamburger Publikum eine Gelegenheit geben, diesen Meister der Sho einmal hautnah zu erleben.
Montag, 29. August 2011
Große Hokusai-Retrospektive in Berlin
Die große Welle vor der Küste bei Kanagawa © Sumida City |
Wer sich auch nur einigermaßen ernsthaft für Japan interessiert, sollte sich bis zum 24. Oktober auf den - zum Glück nicht besonders weiten - Weg in den Berliner Martin-Gropius-Bau machen. Dort ist in einer groß angelegten Werkschau zum ersten Mal in Deutschland ein umfassender Überblick über alle Schaffensperioden mit mehr als vierhundert Arbeiten zu sehen. Und auch wer sich bereits gut mit den Arbeiten dieses von 1760 bis 1849 lebenden Ausnahme-Künstlers auskennt, dem wird nicht nur ein Wiedersehen mit vielen weltberühmten Originalen Freude bereiten, sondern selbst Hokusai-Kenner werden in dieser Ausstellung noch neue Entdeckungen machen können.
Den Ausstellungsmachern scheint es aber neben einer repräsentativen Werkschau vor allem darum gegangen zu sein, dem Publikum ein Verstehen und ein Eintauchen in das vielseitige künstlerische Universum Hokusais zu ermöglichen. Gleich zu Beginn der Ausstellung erklärt so eine große Wandgrafik die Orte des damaligen Japan, die durch Hokusais Illustrationen der Nachwelt auch heute noch ein Begriff sind.
Grundsätzlich geht die Ausstellung chronologisch vor und jeder Abteilung geht ein kurzer erklärender Text zur Periodisierung des Werks voran. Die Einteilung der Arbeiten orientiert sich dabei an den wechselnden Künstlernamen, die Hokusai im Laufe seines mehr als sieben Jahrzehnte andauernden Schaffens verwendete. Es sind überraschenderweise nicht allein die faszinierenden Arbeiten selbst, die die Betrachter bewegen, sondern die Ausstellung fesselt ebenso durch den gelungenen Versuch, den Zuschauern einen gründlichen Einblick in die Entstehungsgeschichte und mehr noch die genaue Entstehungsweise der Arbeiten zu geben.
Daher werden beispielsweise nicht einfach seltene Druckstöcke der Holzschnitte präsentiert, gleichzeitig lernen die Besucher bei dieser Gelegenheit Erstdrucke von Nachdrucken zu unterscheiden und erfahren so quasi nebenbei viel über die beeindruckenden handwerklichen Fertigkeiten, die zur Herstellung der Holzschnitte notwendig waren. Ein Dokumentarfilm über die Herstellung eines Holzschnitts rundet diese interessanten Informationen gelungen ab.
Den Ausstellungsmachern scheint es aber neben einer repräsentativen Werkschau vor allem darum gegangen zu sein, dem Publikum ein Verstehen und ein Eintauchen in das vielseitige künstlerische Universum Hokusais zu ermöglichen. Gleich zu Beginn der Ausstellung erklärt so eine große Wandgrafik die Orte des damaligen Japan, die durch Hokusais Illustrationen der Nachwelt auch heute noch ein Begriff sind.
Grundsätzlich geht die Ausstellung chronologisch vor und jeder Abteilung geht ein kurzer erklärender Text zur Periodisierung des Werks voran. Die Einteilung der Arbeiten orientiert sich dabei an den wechselnden Künstlernamen, die Hokusai im Laufe seines mehr als sieben Jahrzehnte andauernden Schaffens verwendete. Es sind überraschenderweise nicht allein die faszinierenden Arbeiten selbst, die die Betrachter bewegen, sondern die Ausstellung fesselt ebenso durch den gelungenen Versuch, den Zuschauern einen gründlichen Einblick in die Entstehungsgeschichte und mehr noch die genaue Entstehungsweise der Arbeiten zu geben.
Daher werden beispielsweise nicht einfach seltene Druckstöcke der Holzschnitte präsentiert, gleichzeitig lernen die Besucher bei dieser Gelegenheit Erstdrucke von Nachdrucken zu unterscheiden und erfahren so quasi nebenbei viel über die beeindruckenden handwerklichen Fertigkeiten, die zur Herstellung der Holzschnitte notwendig waren. Ein Dokumentarfilm über die Herstellung eines Holzschnitts rundet diese interessanten Informationen gelungen ab.
Die Halle Sazaidô des Tempels Gohyaku-rakanji © Katsushika Hokusai Museum of Art |
Fast schon ungläubig möchte man die Vielseitigkeit Hokusais zur Kenntnis nehmen. Neben dem Farbholzschnitt der „vergänglichen“ bzw. „fließenden Welt“, dem er als einer der wichtigsten Künstler seiner Zeit zu einem künstlerischen Höhepunkt verhalf, schuf er unter einem seiner über 30 Pseudonyme ebenso über eintausend Romanillustrationen, zahllose Landschaftsbilder, Porträts, Tuschezeichnungen, Rollbilder, bemalte Fächer, zeichnete Sammelkarten mit Stadtansichten, überbordende Landkarten aus der Vogelperspektive, illustrierte kleine Heftchen, die man aus heutiger Perspektive wohl als Comic-Bücher betrachten könnte und hinterließ mit seinen eigenen „Manga“ eine Vielzahl von Skizzenbüchern, die in ihrer unglaublichen Vielfalt Anleitungen enthalten sollten zum Zeichnen von so gut wie allem - Pflanzen, Menschen, Tiere, vom Allgemeinsten bis zum Speziellsten, darunter sogar detaillierte Bewegungsabläufe von Kampfkünsten und Tänzen. Ein überwältigender, nie langweiliger, schier unerschöpflicher Kosmos.
Das Wesen vermitteln und das Malen lernen – allerlei Skizzen von Hokusai, Band 6 |
Besondere Freude wird jüngeren Besuchern die Tatsache bereiten, dass Hokusai sich nicht zu schade war, sogar Vorlagen für Bastelbögen zu entwerfen - vom Badehaus bis zur berühmten Schlacht mit allem Drum und Dran. Da juckt es selbst Erwachsenen glatt in den Fingern, die Bögen auszuschneiden, zu basteln und mit den kleinen Samurai eine Schlacht nachzuspielen, denn Hokusai hielt die Bewegungen der Schwertkämpfer mitunter so dynamisch fest, dass man einfach staunen muss. Zum Glück haben sich die Ausstellungsmacher schon die Mühe gemacht, ein Badehaus aus den Bastelbögen Hokusais liebevoll zu basteln und mit passender Beleuchtung wie ein Puppenhaus in Szene zu setzen - ein unterhaltsamer Augenschmaus für groß und klein, der Hokusais unbestechliches Auge für die inneren und äußeren Eigenheiten der Menschen sogar bei solch einem „banalen“ Gegenstand erkennen lässt.
Spannend auch zu sehen, wie sich westliche künstlerische Einflüsse in seinem Werk niederschlugen, die Synthese zwischen europäischen und asiatischen Elementen erst zum besonderen Zauber seiner Arbeiten führte, er aber immer wieder auch bewußt zur japanischen Tradition und den von ihm offenbar ebenso geschätzten chinesischen Einflüssen zurückkehrte.
Hier haben die Besucher der Ausstellung endlich einmal Gelegenheit, nach Herzenslust den Details nachzustöbern, die Hokusais Arbeiten so großzügig vor dem Auge ausbreiten. Einige seiner Arbeiten wurden digitalisiert und an zwei großen Bildschirmen können die Besucher virtuell durch die illustrierten Bücher Hokusais „blättern“. Hier bieten sich vor allem für den Hokusai-Kenner interessante neue Ansichten und immer wieder Überraschungen: Hier malte in einer Art Comic-Buch Hokusai ein explodierendes Gebäude in einem „action-geladenen“ Stil, wie wir es aus heutigen Manga-Büchern kennen, dort sehen wir auf einem Rollbild eine mönchsartige Gestalt mit einer merkwürdigen Gerätschaft auf ihrer Schulter und erfahren, dass es sich um einen Verkäufer von Teebesen handelt.
Hokusai erzählt in seinen Bildern nicht nur von Prinzen, Feldherrn, Schauspielern, Kurtisanen und bedeutenden Vertretern des Buddhismus. Er schwelgt in seinen Bildern mit der gleichen Begeisterung immer wieder auch im vermeintlich Alltäglichen und Unbedeutenden. Und es sind diese Ausschnitte aus dem Alltag in der ganz eigenen Linienführung und Farbgebung Hokusais, die eine vergangene Zeit in der Phantasie der Besucher wieder zum Leben erwecken, emotional nachvollziehbar machen, denn die über Jahrzehnte ausgefeilte Ästhetik Hokusais wirkt auf das innere Erleben der Betrachter lebendiger als jede Fotografie. Und betrachtet man dann noch eine unfertig wirkende Tuschezeichnung, die nichts von ihrer Frische verloren zu haben scheint, dann stellt sich für einen kurzen, magischen Moment das Gefühl ein, dem alten Meister direkt über die Schulter zu sehen...
Also: Nicht verpassen!
(Und wir wollen als gute Hanseaten die Hoffnung nicht aufgeben, dass eine derartige Ausstellung vielleicht auch einmal in der schönsten Stadt der Welt möglich sein könnte... und fahren bis dahin nach Berlin.)
Spannend auch zu sehen, wie sich westliche künstlerische Einflüsse in seinem Werk niederschlugen, die Synthese zwischen europäischen und asiatischen Elementen erst zum besonderen Zauber seiner Arbeiten führte, er aber immer wieder auch bewußt zur japanischen Tradition und den von ihm offenbar ebenso geschätzten chinesischen Einflüssen zurückkehrte.
Hier haben die Besucher der Ausstellung endlich einmal Gelegenheit, nach Herzenslust den Details nachzustöbern, die Hokusais Arbeiten so großzügig vor dem Auge ausbreiten. Einige seiner Arbeiten wurden digitalisiert und an zwei großen Bildschirmen können die Besucher virtuell durch die illustrierten Bücher Hokusais „blättern“. Hier bieten sich vor allem für den Hokusai-Kenner interessante neue Ansichten und immer wieder Überraschungen: Hier malte in einer Art Comic-Buch Hokusai ein explodierendes Gebäude in einem „action-geladenen“ Stil, wie wir es aus heutigen Manga-Büchern kennen, dort sehen wir auf einem Rollbild eine mönchsartige Gestalt mit einer merkwürdigen Gerätschaft auf ihrer Schulter und erfahren, dass es sich um einen Verkäufer von Teebesen handelt.
Hokusai erzählt in seinen Bildern nicht nur von Prinzen, Feldherrn, Schauspielern, Kurtisanen und bedeutenden Vertretern des Buddhismus. Er schwelgt in seinen Bildern mit der gleichen Begeisterung immer wieder auch im vermeintlich Alltäglichen und Unbedeutenden. Und es sind diese Ausschnitte aus dem Alltag in der ganz eigenen Linienführung und Farbgebung Hokusais, die eine vergangene Zeit in der Phantasie der Besucher wieder zum Leben erwecken, emotional nachvollziehbar machen, denn die über Jahrzehnte ausgefeilte Ästhetik Hokusais wirkt auf das innere Erleben der Betrachter lebendiger als jede Fotografie. Und betrachtet man dann noch eine unfertig wirkende Tuschezeichnung, die nichts von ihrer Frische verloren zu haben scheint, dann stellt sich für einen kurzen, magischen Moment das Gefühl ein, dem alten Meister direkt über die Schulter zu sehen...
Also: Nicht verpassen!
(Und wir wollen als gute Hanseaten die Hoffnung nicht aufgeben, dass eine derartige Ausstellung vielleicht auch einmal in der schönsten Stadt der Welt möglich sein könnte... und fahren bis dahin nach Berlin.)
Brief von Hokusai mit Selbstportrait im Alter von 83 Jahren © Museum Volkenkunde, Leiden |
Öffnungszeiten: Dienstags geschlossen, Mittwochs bis Montags 10 - 20 Uhr
Eintritt: Bis 16 Jahre kostenlos! Ansonsten Erwachsene 9 Euro / 6 Euro ermäßigt
Zur Ausstellung erscheint ein umfassender Katalog.
Tickets und weitere Informationen: www.gropiusbau.de
Unsere besondere Empfehlung:
Vorführung japanischer Drucktechniken am Samstag, 03. September und Sonntag, 04. September, jeweils 11 und 17 Uhr.
(Alle Abbildungen auf dieser Seite mit freundlicher Genehmigung der Pressestelle des Martin-Gropius-Baus.)
Donnerstag, 25. August 2011
Importierte japanische Lebensmittel frei von Radioaktivität?
Wie Hamburgs Verbraucherschutzsenatorin Cornelia Prüfer-Storcks mitteilte, ergaben Kontrollen im Hamburger Hafen, dass japanische Lebensmittel keine erhöhte Radioaktivität aufwiesen - "Bisher waren die Messergebnisse alle unauffällig und lagen weit unter den zugelassenen Höchstwerten", so die Senatorin gegenüber den Presseagenturen.
Die gemessenen Werte lagen nahezu immer unter den Nachweisgrenzen, in jedem Fall jedoch unter den mittlerweile zugelassenen Höchstwerten - von Mai bis Anfang August 2011 wurden insgesamt 65 Proben untersucht, darunter Tee, Sojaprodukte, Nudeln und Pilze:
Der bisher höchste Strahlenwert von 4,8 Becquerel pro Kilogramm Cäsium-137 wurde für Shiitakepilze gemessen . Seit der Reaktorkatastrophe in Fukushima gelten für Lebensmittel aus Japan verschärfte EU-Grenzwerte . Zudem wurden die Kontrollen laut Angaben staatlicher Stellen erhöht .
Zu den aktuellen Grenzwerten gibt es allerdings auch sehr kritische Stimmen von Experten zu hören, so beispielsweise der Tschernobyl-erfahrene Strahlenbiologe Edmund Lengfelder. Ein lesenswertes Interview mit ihm gibt es hier .
Die gemessenen Werte lagen nahezu immer unter den Nachweisgrenzen, in jedem Fall jedoch unter den mittlerweile zugelassenen Höchstwerten - von Mai bis Anfang August 2011 wurden insgesamt 65 Proben untersucht, darunter Tee, Sojaprodukte, Nudeln und Pilze:
Der bisher höchste Strahlenwert von 4,8 Becquerel pro Kilogramm Cäsium-137 wurde für Shiitakepilze gemessen . Seit der Reaktorkatastrophe in Fukushima gelten für Lebensmittel aus Japan verschärfte EU-Grenzwerte . Zudem wurden die Kontrollen laut Angaben staatlicher Stellen erhöht .
Zu den aktuellen Grenzwerten gibt es allerdings auch sehr kritische Stimmen von Experten zu hören, so beispielsweise der Tschernobyl-erfahrene Strahlenbiologe Edmund Lengfelder. Ein lesenswertes Interview mit ihm gibt es hier .
Freitag, 3. Juni 2011
Atomkatastrophe und kein Ende in Sicht...
Hamburg erlebt derzeit durch den Ausbruch des Ehec-Erregers seine ganz eigene Katastrophe, aber auch vor Ausbruch der Seuche wurde es in den deutschen Medien ungewöhnlich still um die Reaktorkatastrophe in Fukushima.
Wer sich über die Arbeiten in den betroffenen Atomkraftwerken von Fukushima auf dem Laufenden halten möchte, für den hält die bislang zu Recht für ihre Informationspolitik heftig kritisierte Betreiberfirma der Atommeiler nunmehr einen live-stream im Internet bereit.
Weitere Informationen und link zum live-stream gibt es hier auf unserer Seite "Neues aus Japan".
Mittwoch, 1. Juni 2011
Yoko Ogawa sagt ab...
Die Vorfreude war groß unter Hamburgs Literaturliebhabern, aber wie die Veranstalter des Harbour Front Literaturfestivals nun den Japanfreunden Hamburg gegenüber bestätigten, ließ die mehrfach preisgekrönte Schriftstellerin ihre Lesung im Rahmen des Japan-Tages am 18. September 2011 bei Harbour Front in der Hafencity absagen.
Zu schade!!!
Dienstag, 17. Mai 2011
Interview mit Zen-Meister Hinnerk Polenski
Das Teehaus von Planten un Blomen war bis auf die letzte Nische besetzt, als am Sonntag, den 15. Mai Zen-Meister Hinnerk Polenski seine beiden Einführungen in Zazen gab. Wir möchten uns an dieser Stelle noch einmal ganz herzlich für das spannende, spontane Interview bedanken!
Polenski-sensei erklärt dabei nicht nur, warum Zen gerade für junge Menschen besonders wichtig für die eigene Entwicklung sein kann, sondern erläutert auch, warum er mit seiner "Daishin" Zen-Schule einen eigenen Weg geht, der "das Beste aus zwei Welten" - Europa und Asien - miteinander verbindet.
Dieses Interview und andere Videos über das japanische Leben in Hamburg gibt es auf dem Youtube-Channel der Japanfreunde Hamburg:
http://www.youtube.com/user/JapanfreundeHamburg
Weitere Informationen über Meister Polenski und "Daishin"-Zen gibt es auf http://www.zen-schule.de/. Die Schule verfügt auch über einen eigenen Youtube-Channel, auf dem Ausschnitte der sehr sehens - und mitmachens-werten DVD von Meister Hinnerk Polenski zu sehen sind.
Polenski-sensei erklärt dabei nicht nur, warum Zen gerade für junge Menschen besonders wichtig für die eigene Entwicklung sein kann, sondern erläutert auch, warum er mit seiner "Daishin" Zen-Schule einen eigenen Weg geht, der "das Beste aus zwei Welten" - Europa und Asien - miteinander verbindet.
Dieses Interview und andere Videos über das japanische Leben in Hamburg gibt es auf dem Youtube-Channel der Japanfreunde Hamburg:
http://www.youtube.com/user/JapanfreundeHamburg
Weitere Informationen über Meister Polenski und "Daishin"-Zen gibt es auf http://www.zen-schule.de/. Die Schule verfügt auch über einen eigenen Youtube-Channel, auf dem Ausschnitte der sehr sehens - und mitmachens-werten DVD von Meister Hinnerk Polenski zu sehen sind.
Freitag, 18. März 2011
Spendenaufrufe für japanische Katastrophen-Opfer
Erfreulicherweise bemühen sich derzeit viele engagierte Japanfreunde Spenden für die Opfer der jüngsten Katastrophe zu sammeln. Auch in Hamburg finden in den nächsten Tagen entsprechende Veranstaltungen statt -> siehe auch unsere Rubrik Veranstaltungen.
Horst Bote, Hamburger Schriftsteller, der seit vielen Jahren in unserer Partnerstadt Osaka lebt, hat unter der Rubrik "Neues aus Japan" trotz all dem Schrecken auch ein paar aufbauende Neuigkeiten und aufklärende Informationen zu vermelden -> Neues aus Japan.
Horst empfiehlt, um den Katastrophen-Opfern möglichst schnell und effektiv zu helfen, bei der Organisation "Civic Force" zu spenden:
http://civic-force.org/english/index.html
"Civic Force" ist Japans führende Nicht-Regierungs-Organisation (NGO), wenn es darum geht, Opfer von Erdbeben und anderen Naturkastastrophen schnell mit dem Lebensnotwendigsten zu versorgen. Sie war bei der aktuellen Katastrophe die erste NGO, die Leute vor Ort hatte - aktuell setzt die Organisation Hubschrauber ein, um die Betroffenen mit Essen, Medizin, Decken und Notunterkünften zu versorgen. Bevor ihr also bei jemanden spendet, der sich erst einmal noch Gedanken machen muss, wie das Geld denn den Opfern zugute kommen soll, spendet also lieber direkt!
Hier die Bankverbindung:
Bank Name: Sumitomo Mitsui Banking Corporation
Branch Name: Aoyama Branch
Branch Number: 258
Account Number: 6973031(Japanese yen account)
Account Name: Civic Force
Bank Address: 3-8-38 Minami Aoyama, Minatoku, Tokyo 107-0062 Japan
Bank Tel: +81-3-3404-2112
Swift code: SMBCJPJT
Ebenfalls reinen Gewissens zu empfehlen ist eine Unterstützung des japanischen Roten Kreuzes:
- Für direkte Spenden an Opfer betroffener Gemeinden:
Bank: Mitsuisumitomo Bank
Filiale: Ginza
Konto-Nr: 8047670 (Girokonto)
SWIFT-Nr.: SMBC JP JT
Kontoinhaber: Rotes Kreuz Japan
Adresse: Tokyo-to, Minato-ku, Shibadaimon 1-1-3
- Für die Rettungsmaßnahmen durch das Rote Kreuz Japan
Bank: Mitsuisumitomo Bank
Filiale: Ginza
Konto-Nr.: 8047705 (Girokonto)
SWIFT-Nr.: SMBC JP JT
Kontoinhaber: Rotes Kreuz Japan
Adresse: Tokyo-to, Minato-ku, Shibadaimon 1-1-3
Wir sehen uns bei den Benefiz-Konzerten!
Horst Bote, Hamburger Schriftsteller, der seit vielen Jahren in unserer Partnerstadt Osaka lebt, hat unter der Rubrik "Neues aus Japan" trotz all dem Schrecken auch ein paar aufbauende Neuigkeiten und aufklärende Informationen zu vermelden -> Neues aus Japan.
Horst empfiehlt, um den Katastrophen-Opfern möglichst schnell und effektiv zu helfen, bei der Organisation "Civic Force" zu spenden:
http://civic-force.org/english/index.html
"Civic Force" ist Japans führende Nicht-Regierungs-Organisation (NGO), wenn es darum geht, Opfer von Erdbeben und anderen Naturkastastrophen schnell mit dem Lebensnotwendigsten zu versorgen. Sie war bei der aktuellen Katastrophe die erste NGO, die Leute vor Ort hatte - aktuell setzt die Organisation Hubschrauber ein, um die Betroffenen mit Essen, Medizin, Decken und Notunterkünften zu versorgen. Bevor ihr also bei jemanden spendet, der sich erst einmal noch Gedanken machen muss, wie das Geld denn den Opfern zugute kommen soll, spendet also lieber direkt!
Hier die Bankverbindung:
Bank Name: Sumitomo Mitsui Banking Corporation
Branch Name: Aoyama Branch
Branch Number: 258
Account Number: 6973031(Japanese yen account)
Account Name: Civic Force
Bank Address: 3-8-38 Minami Aoyama, Minatoku, Tokyo 107-0062 Japan
Bank Tel: +81-3-3404-2112
Swift code: SMBCJPJT
Ebenfalls reinen Gewissens zu empfehlen ist eine Unterstützung des japanischen Roten Kreuzes:
- Für direkte Spenden an Opfer betroffener Gemeinden:
Bank: Mitsuisumitomo Bank
Filiale: Ginza
Konto-Nr: 8047670 (Girokonto)
SWIFT-Nr.: SMBC JP JT
Kontoinhaber: Rotes Kreuz Japan
Adresse: Tokyo-to, Minato-ku, Shibadaimon 1-1-3
- Für die Rettungsmaßnahmen durch das Rote Kreuz Japan
Bank: Mitsuisumitomo Bank
Filiale: Ginza
Konto-Nr.: 8047705 (Girokonto)
SWIFT-Nr.: SMBC JP JT
Kontoinhaber: Rotes Kreuz Japan
Adresse: Tokyo-to, Minato-ku, Shibadaimon 1-1-3
Wir sehen uns bei den Benefiz-Konzerten!
Samstag, 12. März 2011
Erdbeben und Tsunami in Japan
Die schlimmsten wissenschaftlichen Vorhersagen wurden von den jüngsten Naturkatastrophen in Japan auf schreckliche, unfassbare Weise in den Schatten gestellt: Unser Mitgefühl, unsere Gedanken und unsere besten Wünsche sind bei den Menschen in Japan und insbesondere bei unseren Freunden in Tokio und Yokohama.
Aktuelle Informationen (auf Englisch) zur Situation in Japan finden Sie hier: http://www3.nhk.or.jp/nhkworld/
http://www.japantimes.co.jp/
Sie können helfen!
Die "Aktion Deutschland hilft" - ein Bündnis verschiedener renommierter Hilfsorganisationen - hat ein Spendenkonto eingerichtet. Hier finden Sie das Spendenformular:
https://ssl.aktion-deutschland-hilft.de/spenden/spenden.php
oder
Aktion Deutschland Hilft e.V.
Spendenkonto: 10 20 30
Bank für Sozialwirtschaft, Köln
BLZ 370 205 00
oder unter der Spendenhotline 0900 55 10 20 30
Aktuelle Informationen (auf Englisch) zur Situation in Japan finden Sie hier: http://www3.nhk.or.jp/nhkworld/
http://www.japantimes.co.jp/
Sie können helfen!
Die "Aktion Deutschland hilft" - ein Bündnis verschiedener renommierter Hilfsorganisationen - hat ein Spendenkonto eingerichtet. Hier finden Sie das Spendenformular:
https://ssl.aktion-deutschland-hilft.de/spenden/spenden.php
oder
Aktion Deutschland Hilft e.V.
Spendenkonto: 10 20 30
Bank für Sozialwirtschaft, Köln
BLZ 370 205 00
oder unter der Spendenhotline 0900 55 10 20 30
Montag, 7. März 2011
Impressionen vom japanischen Mädchenfest 2011
Wer das Hina Matsuri in Hamburg schon länger besucht wird sich doch etwas verwundert die Augen gerieben haben, dass in diesem Jahr die Besucher aufgrund des großen Andrangs zunächst einmal eine halbe Stunde Schlange stehen mussten, bis sie sich in das Getümmel stürzen konnten. Tatsächlich konnte sich das Hamburger Museum für Völkerkunde an diesem Sonntag über rund 1100 Besucher freuen - das dürfte einen neuen Besucher-Rekord für das Mädchenfest darstellen. "Eigentlich" steht ja der traditionelle Puppenberg im Zentrum des Geschehens, dessen kulturelle und historische Hintergründe dem Publikum auch fachkundig näher gebracht wurden:
Doch darüber hinaus hat sich im Laufe der Jahre das Hamburger Hina Matsuri zu einem kleinen eintägigen Japan-Festival entwickelt. Das Konsulat gab sich alle Mühe an seinem Informationsstand, die Reiselust der Anwesenden zu wecken:
Daneben hatten die Besucher Gelegenheit, Manga und japanisches Kunsthandwerk zu erwerben:
Live zubereitete japanische Spezialitäten machten Appetit und fanden regen Zuspruch:
Im Zentrum des diesjährigen Hina Matsuri standen Manga und Anime. Im Stundentakt unterrichtete Mangaka Alexandra Völker in ihrem workshop abwechselnd Anfänger und Fortgeschrittene im Zeichnen von Manga:
Zusätzlich zum Zeichen-workshop hatten die Besucher(innen) außerdem Gelegenheit, ihre kreativen Fähigkeiten in einem Text-workshop zu vervollkommnen. Eine Manga-Figur auf dem Papier soll um Hilfe schreien - aber was heißt denn "Hilfe!" auf Japanisch? - "Tasukete!" Workshopleiterin Keiko Hamada wußte auch hier weiter:
Doch auch das Erlernen anderer japanischer Kunstfertigkeiten bereitete den Teilnehmern des Mädchenfestes viel Spaß. Neben dem Origami und dem Kalligraphieren...
... nutzten die Besucher aller Altersgruppen die Gelegenheit, nicht nur die ausgestellten Tuschezeichnungen zu bewundern, sondern sich selbst einmal im Tuschezeichnen zu versuchen:
Einmalig war auch die Gelegenheit, in die Faszination des "Shogi", dem "japanischen Schach" einzutauchen...
... oder ein "Kamishibai", ein japanisches Papiertheater zu basteln:
Und niemand musste nach Hause gehen, ohne zu wissen, wie der eigene Name auf Japanisch geschrieben wird:
Das anspruchsvolle Rahmenprogramm der Kampfkünstler bot Einführungen in die jeweilige Disziplin und spektakuläre "action" - wie beispielsweise die Aikido-Vorführung des Budozentrums der Hamburger Sportvereinigung der Polizei:
Dem standen die ehemalige Kendo-Europameisterin Angela Neumeister und ihr Team des SV Eidelstedt in nichts nach:
Wer sich nach der Vorführung traute, durfte versuchen, dem Herrn in "Nachtblau" eins auf den Helm zu geben oder anderweitig praktische erste Erfahrungen mit dem Bambusschwert zu sammeln:
Eine Herausforderung der eigenen Art stellte die Tengu-Daiko Frauentrommelgruppe aus Hamburg dar. Zum Entzücken der Zuhörer versetzten sie den Gewölbesaal mit ihren mächtigen Trommeln in Schwingungen bis der Boden unter den Füßen bebte...
Den Auftakt zum letzten Teil der Veranstaltung gab das "Manga-Sofa". (Wenngleich ohne Sofa) diskutierte eine hörenswerte Expertenrunde interessante Fragen rund um das Thema Manga in Deutschland. Hier kamen nicht nur Programm-Macher der beiden wichtigsten deutschen Manga-Verlage, die beide in Hamburg ansässig sind, zu Wort, sondern eine der anwesenden Verlagsrepräsentantinnen ist in Personalunion gleichzeitig eine professionelle Mangazeichnerin.
Aufgrund dieser "Innenperspektive" wurde nicht nur über die bisherige und mögliche zukünftige Verbreitung von Manga bis hin zu weiteren Entwicklungen im Bereich e-books gesprochen - lautstark forderten die zahlreich anwesenden Fans hier die Veröffentlichung verschiedener bislang auf Deutsch nicht erhältlicher Serien - es ging dabei neben vielen anderen Themen spannenderweise auch um das Thema "scanlations". Dies einmal aus Sicht der Fans, die oft keine andere Möglichkeit besitzen, die von ihnen geliebten Serien zu lesen, aber auch aus Sicht der betroffenen Künstler, die bei dem illegalen Einscannen, Übersetzen und der kostenlosen Weitergabe ihrer Arbeiten durch Fans leider leer ausgehen.
Die spannende Diskussionsrunde soll im nächsten Jahr fortgesetzt werden...
Den Abschluß des diesjährigen Hina Matsuri bildete der mit Spannung erwartete Cosplay-Wettbewerb. Die Jury aus drei Experten(innen) urteilte streng, aber zweifelsohne sehr fair wie auch kompetent und gab den Teilnehmern häufig konkrete Verbesserungsvorschläge mit auf den Weg.
Im Vergleich zum Wettbewerb des Vorjahrs verdreifachte sich die Zahl der Teilnehmer(innen) am Cosplay-Wettbewerb. Auch die Titelverteidigerin trat wieder an:
Das Publikum war begeistert von der Kreativität und dem Enthusiasmus der Cosplayer:
Der jüngste Teilnehmer des Wettbewerbs wurde mit besonders viel Beifall bedacht. Die folgende Vorführung beeindruckte nicht nur durch das mühevoll selbst gearbeitete Kostüm, sondern auch durch die humorvolle Erklärung der dargestellten Figur:
Der Wettbewerb bot eine große, kontrastreiche Bandbreite an verschiedenen Charakteren:
Diese (deutsche) Teilnehmerin beeindruckte zusätzlich durch japanischen(!) Gesang:
Und diese Teilnehmerin überraschte die Zuschauer mit einer gekonnten schauspielerischen Darbietung, mit der sie ihren Charakter präsentierte:
Die - knappe - Siegerin des Abends überzeugte die Jury nicht nur durch die Perfektion des Kostüms und die detailgetreue Darstellung der gewählten Figur, sondern mehr noch die Choreografie der getanzten performance gab für die Expertenrunde den Ausschlag:
Der jüngste Teilnehmer und offenkundige Publikumsliebling erhielt einen Sonderpreis, während die "große" Siegerin zur wichtigsten deutschen Cosplay-Competition nach Leipzig reisen darf...
Mit dem Cosplay-Wettbewerb endete auch das Hamburger Hina Matsuri 2011...
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