Freitag, 27. September 2013

Freikarte für die Internationale Gartenschau zu gewinnen!


 Am Mittwoch, den 09. Oktober 2013 um 16.00 Uhr findet zum zweiten und letzen Mal eine Lesung der Japanfreunde Hamburg auf der diesjährigen Internationalen Gartenschau statt.

Für diesen Tag verlosen wir eine ganztägig gültige Eintrittskarte 
(es besteht keine Verpflichtung zum Besuch der Lesung!).

Wer Lust und Zeit hat für einen kostenlosen Besuch der igs schreibe um zu gewinnen einfach eine e-mail mit dem Stichwort "Freikarte igs" 
bis zum 04.10.2013 an japanfreundehamburg[at]googlemail.com.

Der/die Gewinner/in erhält die Karte dann rechtzeitig vorher per Post.

Viel Glück und viel Freude auf der igs!

Mittwoch, 18. September 2013

Buchbesprechung "Schwimmen mit Elefanten" von Yoko Ogawa


Bevor ich loslege sei zunächst einmal dem Münchner Liebeskind-Verlag doppelt gedankt: Zum ersten, weil er die verausgegangene Verlosung des neuen Romans von Yoko Ogawa ermöglicht hat, zum zweiten, weil - zufälligerweise ganz wie in der Besprechung des zuvor erschienenen Ogawa-Bandes gewünscht - nunmehr ein Buch von Yoko Ogawa auf Deutsch veröffentlicht wurde, das in Japan im Jahr 2009 erschien und so nun den deutschsprachigen Fans der Autorin einen Einblick in das jüngere, fast schon aktuelle Schaffen der Autorin gewährt.

Wie in "Das Geheimnis der Eulerschen Formel" greift Ogawa ein Thema von mehr oder weniger speziellem Interesse auf und vermag, auch ohne besondere Fachkenntnisse bei den Lesern vorauszusetzen, einen bleibenden Eindruck dieses Spezialgebiets zu vermitteln, der die ganze Magie dieses vermeintlich abseitigen Themas spürbar werden lässt. So auch hier. Es geht um die Welt der Schach-Freaks und Schach-Nerds. Und wer von Ogawas so fesselnden wie überzeugenden Psychogrammen ihrer Figuren immer auch einen Anteil des Magisch-Fantastisch-Surrealen erwartet, wird auch diesmal nicht enttäuscht.

Ich muß an dieser Stelle das Buch vor seinem Klappentext ein wenig in Schutz nehmen: Der Roman ist diesmal geradliniger und bodenständiger erzählt als viele seiner Vorgänger. Über weite Strecken verzichtet der Text nicht auf Plausibilität, Stringenz und Chronologie der Handlung - was im Klappentext so abgefahren anmutet, ist eher der virtuosen Verstrickung zahlreicher Leitmotive geschuldet, die mir in diesem Buch jedoch hin und wieder trotzdem etwas konstruiert und bemüht erschien. Dafür gibt es diesmal ein superromantisch-tragisches Ende, das geradezu nach einer Verfilmung schreit, bei der (selbst) man(n) schwer schlucken muß, um die Tränen zu unterdrücken. Wird hier aber nicht verraten!

Worum geht es im Roman?

Ein kleiner Junge wird mit einer Deformation geboren und seine zusammengewachsenen Lippen müssen durch plastische Chirurgie geformt werden. Dabei erhält er Lippen aus der Haut seiner Waden, weshalb er später irgendwann gegen die hartnäckige Behaarung auf seinen Lippen kapituliert. In seiner Klasse daher ein Freak, meidet er seine ihn mobbenden Mitschüler und schleicht sich bereits vor Unterrichtsbeginn in die Schule. Dabei entdeckt er eines Tages durch Zufall die Leiche eines Busfahrers, der die Schwimmanlage der Schule unerlaubt benutzte - ebenfalls ein Freak, aber ein Schwimm-Freak. Die Sache läßt dem Jungen keine Ruhe und bei seinen Nachforschungen über den obskuren Toten lernt er einen ehemaligen Kollegen des toten Busfahrers kennen, ebenfalls ein schräger Typ (den ich gerne mal auf der Leinwand erleben möchte!), der ihn für die Welt des Schach begeistert und sein Meister im urjapanischen Sinne des Wortes wird.

Aus dem jungen Freak mit den behaarten Lippen wird ein Schach-Nerd und Wunderkind. Wie alle Freaks hat er aber gleich mehrere Macken: Am besten spielt er Schach, wenn er unter dem Schachtisch sitzt und das Spiel komplett vor seinem geistigen Auge visualisiert (was die story sogar recht plausibel herleitet!).

Durch Vermittlung seines Meisters trifft er auf einen Klub Schach-Verrückter-Ogawa-Style (DAS muß man selbst gelesen haben, sonst kann man es sich nicht vorstellen) und wird durch das Zusammentreffen mit diesem Klub zum "kleinen Aljechin" - ein Schachwunderkind, versteckt in einem Schach-Automaten, der an von Kempelens "Schachtürken" erinnert, aber den "Großmeister Aljechin" auf mechanische Weise als humanoiden Automaten in der Tradition der Androiden Vaucansons wiederauferstehen lässt. In seinem Schachspiel geht es ihm mehr um Ästhetik und die Gefühle, die sich bei ihm und seinen Gegnern beim Spielen einstellen als um das Gewinnen, dazu kommt der spektakuläre Reiz des vermeintlich künstlichen Lebens eines Androiden.


Der Titel des Romans leitet sich von seiner Leitmotivik ab und dem, was das Schach in seinen abstrakten spirituell-kosmischen Dimensionen seelisch in dem Protagonisten bewirkt. Hier schafft es der Roman tatsächlich dieses Gefühl des Erhabenen, Transzendenten, Kosmischen (und was an derlei romantischen Topoi mehr passen könnte) zu vermitteln, das sich auch im Schach finden lässt, wenn man intensiv genug in das Sujet eindringt. Schließlich verquickt der Roman dies alles noch mit einer surrealen, romantischen und tragischen Liebesgeschichte, die Ogawa-Style ist, aber auch gekonnt an Parallelen aus Weltliteratur und Weltkino erinnert.

Wie der Protagonist am Ende unter Auslöschung seiner Person und seines Selbst ganz Teil des Schach-Universums wird, ist sehr japanisch gedacht und ein perfekt passendes Ende. Mehr soll aber nicht verraten werden...


Hier hat eine Autorin zu ihrem souveränen Stil gefunden und es wäre nicht fair von jedem ihrer Romane ein "das-haut-mich-jetzt-total-um" zu erwarten. Wer Ogawas Bücher mag, wird hier mehr auf seine/ihre Kosten kommen als beim Vorgängerbuch. Die Ogawa-Magie hat sie bis in die Gegenwart hinein noch drauf, die Fans können diesbezüglich also beruhigt sein. Mich besonders beeindruckt hat im Unterschied zu früheren, stärker psychologisierenden Texten die Fähigkeit der Autorin, in ein neues Sachgebiet einzutauchen und nicht nur sehr geschickt zu recherchieren, sondern aus den Ergebnissen der Recherche etwas höchst Eigenständiges, Faszinierendes zu entwickeln. Hier schafft es die Autorin auch, auf diskrete, aber sehr treffende Art auf Kollegen der Weltliteratur anzuspielen. In gewisser Weise setzt sich so die "Automaten-Literatur" des 18. und 19. Jahrhunderts in die Gegenwart fort - aber eben Ogawa-Style. Das verdient ein "Wow!" und macht hoffentlich vielen Lesern Lust auf die diversen literarischen Vorgänger von E.T.A. Hoffmann über Jean Paul bis zu Lawrence Durell und Philip K. Dick. Zu den Schach-Anspielungen kann ich leider keine kompetenten Anmerkungen machen, was die Autorin jedoch über Baron von Kempelens "Schachtürken" in ihr Werk hat einfließen lassen, ist meines Erachtens sehr gelungen.

Also: Lest selbst und wer mehr über Androide, Automaten und künstliche Menschen in der Literatur wissen möchte, dem sei das Standard-Werk zum Thema empfohlen, das es hier gibt...

Montag, 16. September 2013

And the winner is...


Die Gewinnerin unserer Verlosung eines Exemplars des Romans von
Yoko Ogawa "Schwimmen mit Elefanten" ist Meret Termöhlen.

Herzlichen Glückwunsch!

Für alle, die diesmal nicht gewonnen haben:
Schaut demnächst mal wieder vorbei, neue Gewinnspiele folgen!

Dienstag, 10. September 2013

Mit den Japanfreunden auf's Hamburger Oktoberfest



Wer glaubt, dass das Oktoberfest in München so richtig abgeht, der hat es noch nicht in Tokio erlebt!

Wer nicht aus Hamburg weg kann, um in Tokio zu feiern, braucht nicht zu verzagen:

Am Donnerstag, 26.09.2013 um 19.00 Uhr könnt ihr mit den Japanfreunden Hamburg das Hamburger Oktoberfest besuchen. Es findet in Schumachers Biergarten im Stadtpark statt (Südring 5b), wo wir uns auch treffen. Keine Angst vor schlechtem Wetter - die Panorama-Zelte sind klimatisiert, es muss auch bei Niederschlag keiner frieren oder nass werden!

Allein der Sonnenuntergang in diesem überschaubar großen Biergarten mit Blick auf Stadtparksee und Planetarium ist einen hoffentlich lauen Sommerabend dort wert und an diesem Abend werden wir mit Spanferkel und anderen Leckereien versorgt - und natürlich einer Maß Bier und Musik.

Die Teilnahme ist kostenlos, jeder kommt für seinen Verzehr selber auf. Der Wirt hat jedoch 10,00 Euro Mindestverzehr pro Person zur Auflage gemacht. Die ganze Maß soll 8,00 Euro kosten, die halbe Maß die Hälfte, siehe Abbildung. Weitere Informationen auch auf: http://www.schumachers-biergarten.de/

Achtung: Die Anzahl der Teilnehmer ist aus organisatorischen Gründen auf 10 Personen begrenzt! Wie immer sind auch Nicht-Mitglieder herzlich willkommen!

Daher bitte bis zum 19.09.2013 unter japanfreundehamburg[at]googlemail.com anmelden.

Wir freuen uns auf euch!

O'zapft is!

Donnerstag, 5. September 2013

Motoi Yamamoto im Barlach-Haus


Riesige Spiralen aus Salz scheinen auf dem Innenhof des Barlach-Hauses zu schweben und erinnern an gigantische Wolkenwirbel oder peitschende Gischt. Motoi Yamamotos "fließender Garten" umfasst 140 Quadratmeter und ist auch ohne intellektuelles Brimbamborium "einfach so" ein bewegendes Erlebnis.

Wer aber tiefer in die Bedeutung seiner Kunst einsteigen möchte, kann sich in der noch bis zum 13.Oktober zu sehenden Ausstellung (Jenischpark, Baron Voght-Straße 50a, 22609 Hamburg) über die jahrtausende-alte spirituelle Bedeutung von Salz in Japans Kultur informieren sowie weitere kulturgeschichtliche wie auch persönliche Hintergründe seiner Arbeit erfahren - und dabei noch ein bißchen mehr ins Staunen kommen.

Genug geschnackt: Einfach selber hingehen und unbedingt ansehen!

Wer anläßlich der Eröffnung die sehr gelungene Einführung nicht miterleben konnte, hat in der Ausstellung Gelegenheit, zwei sehr preiswerte Kurzkataloge für je 5 und 10 Euro zu erwerben. Der Clou: Am Ende der Ausstellung soll es einen Kurzkatalog geben, der speziell die Installation im Barlach-Haus dokumentieren soll. Hier zwei kurze Impressionen von der Eröffnung der Ausstellung:

Dr. Karsten Müller eröffnet vor vollem Haus
Großer Andrang anläßlich der Ausstellungseröffnung
Aus unserer Sicht besonders erfreulich ist nicht nur die Tatsache, dass nach längerer Zeit mal wieder ein bedeutender zeitgenössischer japanischer Künstler seine Arbeit in Hamburg zeigen kann, sondern auch, dass so viele Menschen wieder neugierig auf zeitgenössische japanische Kunst gemacht wurden, die sich sonst eher nicht für dieses Thema interessieren.

Hier ein Video vom "Making of":


Rechtzeitig hinweisen möchten wir auch schon einmal auf die Finissage am 13. Oktober um 15.00 Uhr. Hier bekommt die Ausstellung ein "interaktives" Element: Die Besucher können an diesem Tag das von Motoi Yamamoto in der Ausstellung verwendete Salz mitnehmen und - so der Wunsch des Künstlers (bitte Ernst nehmen!) - dem Meer zurückgeben. Das sollte für uns Hamburger kein allzu großes Problem darstellen, schließen haben wir gleich zwei Meere vor der Haustüre zur Auswahl. Yamamoto-sensei wünscht sich ein Foto von der Aktion und wir dürfen gespannt sein auf die Ergebnisse. Kunst-Fans sollten sich diese Gelegenheit wirklich nicht entgehen lassen, Teil eines faszinierenden Kunst-Projekts zu werden.

Impression vom Aufbau der Arbeit
Wir möchten daher gerne an an dem Projekt "Floating Garden" teilnehmen und planen am japanischen Tag der Kultur - Sonntag 03. November - ein Teil des von ihm in seiner Ausstellung verwendeten Salzes dem Meer zurück zu geben und ein Foto der Aktion an Motoi Yamamoto zu schicken. Wir treffen uns um 09.00 Uhr am Bahnhof Altona und fahren auf Schleswig-Holstein Ticket nach Westerland/Sylt. Kosten für Hin- und Rückfahrt pro Person betragen Euro 7,80, weitere Spesen gehen auf eigene Rechnung. Wie immer sind auch Nicht-Mitglieder herzlich willkommen!
Anmeldung bis zum 27. Oktober und weitere Informationen unter japanfreundehamburg[at]googlemail.com.

Und wem Salz zu "ephemer" ist: Am morgigen Freitag, 06. September haben alle Interessierten in der Mikiko Sato Gallery Gelegenheit, "hängbare" Arbeiten des Künstlers aus der Werkgruppe "Floating Garden" zu erwerben, die auch noch Freude machen, wenn sich das Salz im Meer schon längst aufgelöst hat. -> http://www.mikikosatogallery.com/#/home

Wer es nicht zur Eröffnung geschafft hat, findet hier die weiteren Öffnungszeiten: www.barlach-haus.de

Montag, 2. September 2013

Buchbesprechung und Verlosung: "Schwimmen mit Elefanten" von Yoko Ogawa



Bevor ich loslege sei zunächst einmal dem Münchner Liebeskind-Verlag doppelt gedankt: Zum ersten, weil er die heutige Verlosung des neuen Romans von Yoko Ogawa ermöglicht hat, zum zweiten, weil - zufälligerweise ganz wie in der Besprechung des zuvor erschienenen Ogawa-Bandes gewünscht - nunmehr ein Buch von Yoko Ogawa auf Deutsch veröffentlicht wurde, das in Japan im Jahr 2009 erschien und so nun den deutschsprachigen Fans der Autorin einen Einblick in das jüngere, fast schon aktuelle Schaffen der Autorin gewährt.

Wie in "Das Geheimnis der Eulerschen Formel" greift Ogawa ein Thema von mehr oder weniger speziellem Interesse auf und vermag, auch ohne besondere Fachkenntnisse bei den Lesern vorauszusetzen, einen bleibenden Eindruck dieses Spezialgebiets zu vermitteln, der die ganze Magie dieses vermeintlich abseitigen Themas spürbar werden lässt. So auch hier. Es geht um die Welt der Schach-Freaks und Schach-Nerds. Und wer von Ogawas so fesselnden wie überzeugenden Psychogrammen ihrer Figuren immer auch einen Anteil des Magisch-Fantastisch-Surrealen erwartet, wird auch diesmal nicht enttäuscht.

Ich muß an dieser Stelle das Buch vor seinem Klappentext ein wenig in Schutz nehmen: Der Roman ist diesmal geradliniger und bodenständiger erzählt als viele seiner Vorgänger. Über weite Strecken verzichtet der Text nicht auf Plausibilität, Stringenz und Chronologie der Handlung - was im Klappentext so abgefahren anmutet, ist eher der virtuosen Verstrickung zahlreicher Leitmotive geschuldet, die mir in diesem Buch jedoch hin und wieder trotzdem etwas konstruiert und bemüht erschien. Dafür gibt es diesmal ein superromantisch-tragisches Ende, das geradezu nach einer Verfilmung schreit, bei der (selbst) man(n) schwer schlucken muß, um die Tränen zu unterdrücken. Wird hier aber nicht verraten!

Worum geht es im Roman?

Ein kleiner Junge wird mit einer Deformation geboren und seine zusammengewachsenen Lippen müssen durch plastische Chirurgie geformt werden. Dabei erhält er Lippen aus der Haut seiner Waden, weshalb er später irgendwann gegen die hartnäckige Behaarung auf seinen Lippen kapituliert. In seiner Klasse daher ein Freak, meidet er seine ihn mobbenden Mitschüler und schleicht sich bereits vor Unterrichtsbeginn in die Schule. Dabei entdeckt er eines Tages durch Zufall die Leiche eines Busfahrers, der die Schwimmanlage der Schule unerlaubt benutzte - ebenfalls ein Freak, aber ein Schwimm-Freak. Die Sache läßt dem Jungen keine Ruhe und bei seinen Nachforschungen über den obskuren Toten lernt er einen ehemaligen Kollegen des toten Busfahrers kennen, ebenfalls ein schräger Typ (den ich gerne mal auf der Leinwand erleben möchte!), der ihn für die Welt des Schach begeistert und sein Meister im urjapanischen Sinne des Wortes wird.

Aus dem jungen Freak mit den behaarten Lippen wird ein Schach-Nerd und Wunderkind. Wie alle Freaks hat er aber gleich mehrere Macken: Am besten spielt er Schach, wenn er unter dem Schachtisch sitzt und das Spiel komplett vor seinem geistigen Auge visualisiert (was die story sogar recht plausibel herleitet!).

Durch Vermittlung seines Meisters trifft er auf einen Klub Schach-Verrückter-Ogawa-Style (DAS muß man selbst gelesen haben, sonst kann man es sich nicht vorstellen) und wird durch das Zusammentreffen mit diesem Klub zum "kleinen Aljechin" - ein Schachwunderkind, versteckt in einem Schach-Automaten, der an von Kempelens "Schachtürken" erinnert, aber den "Großmeister Aljechin" auf mechanische Weise als humanoiden Automaten in der Tradition der Androiden Vaucansons wiederauferstehen lässt. In seinem Schachspiel geht es ihm mehr um Ästhetik und die Gefühle, die sich bei ihm und seinen Gegnern beim Spielen einstellen als um das Gewinnen, dazu kommt der spektakuläre Reiz des vermeintlich künstlichen Lebens eines Androiden.


Der Titel des Romans leitet sich von seiner Leitmotivik ab und dem, was das Schach in seinen abstrakten spirituell-kosmischen Dimensionen seelisch in dem Protagonisten bewirkt. Hier schafft es der Roman tatsächlich dieses Gefühl des Erhabenen, Transzendenten, Kosmischen (und was an derlei romantischen Topoi mehr passen könnte) zu vermitteln, das sich auch im Schach finden lässt, wenn man intensiv genug in das Sujet eindringt. Schließlich verquickt der Roman dies alles noch mit einer surrealen, romantischen und tragischen Liebesgeschichte, die Ogawa-Style ist, aber auch gekonnt an Parallelen aus Weltliteratur und Weltkino erinnert.

Wie der Protagonist am Ende unter Auslöschung seiner Person und seines Selbst ganz Teil des Schach-Universums wird, ist sehr japanisch gedacht und ein perfekt passendes Ende. Mehr soll aber nicht verraten werden...


Hier hat eine Autorin zu ihrem souveränen Stil gefunden und es wäre nicht fair von jedem ihrer Romane ein "das-haut-mich-jetzt-total-um" zu erwarten. Wer Ogawas Bücher mag, wird hier mehr auf seine/ihre Kosten kommen als beim Vorgängerbuch. Die Ogawa-Magie hat sie bis in die Gegenwart hinein noch drauf, die Fans können diesbezüglich also beruhigt sein. Mich besonders beeindruckt hat im Unterschied zu früheren, stärker psychologisierenden Texten die Fähigkeit der Autorin, in ein neues Sachgebiet einzutauchen und nicht nur sehr geschickt zu recherchieren, sondern aus den Ergebnissen der Recherche etwas höchst Eigenständiges, Faszinierendes zu entwickeln. Hier schafft es die Autorin auch, auf diskrete, aber sehr treffende Art auf Kollegen der Weltliteratur anzuspielen. In gewisser Weise setzt sich so die "Automaten-Literatur" des 18. und 19. Jahrhunderts in die Gegenwart fort - aber eben Ogawa-Style. Das verdient ein "Wow!" und macht hoffentlich vielen Lesern Lust auf die diversen literarischen Vorgänger von E.T.A. Hoffmann über Jean Paul bis zu Lawrence Durell und Philip K. Dick. Zu den Schach-Anspielungen kann ich leider keine kompetenten Anmerkungen machen, was die Autorin jedoch über Baron von Kempelens "Schachtürken" in ihr Werk hat einfließen lassen, ist meines Erachtens sehr gelungen.

Also: Lest selbst und wer mag, hat hier sogar die Chance, ein Exemplar des Romans zu gewinnen.

Schreibt einfach das Stichwort „Ogawa“ an:
japanfreundehamburg[at]googlemail.com

Einsendeschluß ist der 15. September 2013.

VIEL GLÜCK!


Und wer mehr über Androide, Automaten und künstliche Menschen in der Literatur wissen möchte, dem sei das Standard-Werk zum Thema empfohlen, das es hier gibt...

Sonntag, 1. September 2013

Bundesweiter Manga-Wettbewerb

Wer jetzt noch ordentlich reinhaut, kann es noch schaffen: Am 30.09.2013 (Poststempel) endet die Frist zur Teilnahme am Manga-Wettbewerb der Deutsch-Japanischen Gesellschaft (DJG) Berlin und der Deutsch-Japanischen Gesellschaft Passau.

Was daran sexy ist? Der erste Preis ist eine Flugreise nach Japan, die Preisverleihung ist in einem echten Museum in Berlin, wo auch die besten Arbeiten gezeigt werden und die Arbeiten der Preisträger sollen ferner auch im Magazin des Manga-Clubs der DJG Berlin veröffentlicht werden. Geplant ist hierfür der März 2014, die Preisverleihung soll Ende November oder Anfang Dezember stattfinden.

Erlaubt sind sowohl Computerbearbeitung als auch die Teilnahme mit mehreren Arbeiten, wobei die Beiträge jugendfrei sein müssen. Es können Einzelbilder DIN A-4 oder eine story mit wahlweise acht oder sechzehn DIN A-4-Seiten eingereicht werden.

Das Thema lautet "Konkurrenz" und die Veranstalter stellen sich das so vor:

"Das Leben besteht aus Konkurrenz. Der Bessere erreicht mehr und der Beste setzt sich letztendlich durch: Das ist nicht nur Prinzip der Leistungsgesellschaft oder des Kapitalismus, sondern Prinzip des Lebens. Besonders in der Tierwelt ist der Wettkampf ums Überleben und um Fortpflanzung alles bestimmend. Deshalb führen wir zum ersten Mal auch Tiergeschichten als Themenbereich ein. […] Das Thema eignet sich besonders für dramatische Manga-Geschichten. Aus diesem Grund sind Sport und Kampf die beliebtesten Genres des Manga. Und natürlich geht es besonders bei Mädchen-Manga um Konkurrenz in der Liebe. Denn Konkurrenz und Wettkampf machen Anstrengung um Leistung und Entwicklung härter und interessanter; d.h. daraus entstehen Drama und Geschichte. Mit dem Thema „Konkurrenz“ erwarten wir von den jungen Manga-Zeichnern, dass sie über ihre eigene Entwicklung, Leistungsbereitschaft und Motivation nachdenken und die kulturellen Errungenschaften wie Kunst, Wissenschaft und Sport als Ergebnis der Konkurrenz betrachten und dieses Ganze als Manga mit eigener Story, eigenen Gedanken und auch Gefühlen visualisieren."

Tja, man muss kein Ideologie-Kritiker sein, um zu sehen, wie viel solche Wettbewerbe und die daraus entstehenden Arbeiten über die "Mentalität" (um nicht eben doch zu sagen: die Ideologie) ihrer Entstehungszeit verraten. Daher wird hier wohl mit Sicherheit kulturgeschichtlich Wertvolles dabei herauskommen - mehr oder minder freiwillig bzw. absichtlich. Ob sich wirklich immer "der Beste" letztendlich durchsetzt (ich denke da vor allem an unsere Politiker-Elite und Pleite-Bankster), darüber ließe sich trefflich streiten - vielleicht gibt das Thema ja auch eine herrliche Steilvorlage zur Satire.

Schau'n mer mal... wir dürfen auf die Sieger gespannt sein!

Wer jetzt neugierig geworden sein sollte, kann sich hier alle Infos holen:

www.manga3.de
www.djg-berlin.de

Gambare und viel Glück!