Donnerstag, 13. März 2014

Impressionen vom Hina Matsuri 2014


Das Mädchenfest/Hina Matsuri im vergangenen Jahr war das Jubiläumsfest und schaffte es tatsächlich, mit einem sehr außergewöhnlichen Programm aufzuwarten - einschließlich eines großartigen Konzertes einer angesagten japanischen Band zum Ausklang am frühen Abend.



Dass das Programm in diesem Jahr nicht ganz so extraordinär ausfallen würde, war anzunehmen und herausgekommen in diesem Jahr ist ein gelungenes Fest, das auch nach wie vor gut besucht war, das aber doch einen etwas faden Nachgeschmack hinterließ.

Ein versteckter Höhepunkt: Shogi - japanisches Schach nett erklärt

Shogi in einer lauschigen Hütte auf echten Tatami - ein besonderer Genuß
 
Im Mittelpunkt in diesem Jahr stand das traditionelle Japan und Manga - mit einem gelungenen Wettbewerb und zwei hervorragenden workshops mit Asu, die ihren workshop-Teilnehmern neben einem schwer korrekten zeichnerischen Grundaufbau auch noch sehr handfeste und hilfreiche Tips für gängige zeichnerische Problemstellungen mitgab. Das war wirklich rundum gelungen, denn sogar die Atmosphäre, in der der workshop stattfand, stimmte.

Konzentrierte Atmosphäre beim Manga-workshop

Mit dem richtigen Grundaufbau entstehen auf einer leeren Fläche wie durch Magie...

zwei gelungene Figuren

Cosplay kam in diesem Jahr nicht ganz zu kurz, viele Cosplayer waren vor Ort, zum Teil mit höchst gelungenen outfits. Die Idee der Veranstalter, einfach ein Schaulaufen zu veranstalten statt eines Wettbewerbs, war grundsätzlich sehr gut und lobenswert, denn viele Cosplayer mit tollen Kostümen hatten in der Vergangenheit die Teilnahme am Wettbewerb gescheut, vielleicht aus Lampenfieber oder Scheu vor dem tobenden Publikum. Dennoch, der Cosplay-Wettbewerb fehlte einfach. Es waren auch insgesamt weniger junge Japanfans gekommen, offenbar war der Cosplay-Wettbewerb doch ein wichtiges Zugpferd, das nunmehr in diesem Jahr fehlte.



Darüber hinaus waren viele Programmteile zwar inhaltlich top und fanden meist in Form von Vorträgen oder ähnlichen gearteten Vorführungen statt. Dagegen ist gar nichts einzuwenden, aber die Themen sprachen eben kaum ein jüngeres Publikum an, eher ältere Besucher, für die das Mädchenfest eigentlich nicht gemacht sein sollte - sonst müsste es alte Tanten-Fest heißen.

Das traditionelle Japan überwog beim diesjährigen Mädchenfest

Das erinnerte an die Zeiten vor einigen Jahren, als es zunächst noch ein Mädchen- und kurz darauf ein Jungs-Fest gab (das gab es wirklich einmal, man glaubt es kaum!). Beide Veranstaltungen drohte aber das Aus, weil das Programm sich fast ausschließlich an ein Ü-60-Publikum richtete und es für Kinder und Jugendliche wenig bis nichts zu unternehmen gab. Das änderte sich so richtig erst mit der Kooperation des Museums mit der Cosplayer-Gemeinde. Nun schien in diesem Jahr ein Rückfall in diese schlechten alten Zeiten anzustehen, denn manche der Vorträge wurden damals in dieser Zeit bereits schon einmal gehalten und in diesem Jahr wieder... So wird man das Publikum auf Dauer nicht halten können - dabei ist das Mädchenfest für Hamburg so wichtig und eine großartige Tradition.


Willkommen im Jahr des Pferdes!

Demnach war es auch ein problematischer Knackpunkt des Festes, dass es einfach zu wenige Stationen bzw. workshops gab, an denen ein jüngeres Publikum hätte mitmachen können. In einer krass verknappten Teezeremonie leckeren Matcha zu genießen ist eine prima Idee, fünf Euro extra zu verlangen schon weniger (sei es auch für einen guten Zweck) und Jugendliche interessierten sich dafür (leider) kaum. Manch sehr beliebte Station wie das Origami schloß bereits um 14 Uhr, obwohl der Großteil des Publikums erst später eintraf.

Leider schon zu früh zu Ende - das beliebte Origami

Entsprechend gab es ab 16 Uhr bzw. 16.30 Uhr einen echten Hänger im Programm, obwohl offiziell noch Programm stattfand. Es gab für viele Besucher schlicht nichts interessantes mehr zu tun, um die Zeit bis zum Cosplay-Schaulaufen und zur Kürung der Gewinner des Manga-Zeichenwettbewerbs zu überbrücken. Spürbar leerte sich deshalb das Museum. Schade, aber vielleicht lässt sich hier im kommenden Jahr am Programm noch etwas verbessern.

Gleich wird es lecker...

Denn auffällig war auch, dass viele Programmpunkte zum Mitmachen aus den Vorjahren gar nicht mehr angeboten wurden und auch kein Ersatz dafür offeriert wurde. Vielleicht gab es einfach erhebliche organisatorische Probleme, denn das Programm wurde wenige Tage vor der Veranstaltung noch einmal erheblich umgestellt.

Bleibt im kommenden Jahr zu hoffen, dass mit etwas aufwändigerer Organisation wieder ein volles und spannendes Programm entstehen mag. Unser Tip: Weniger Tradition, mehr Interaktion!

Wir lieben Cosplay - das gilt auch für Jungs!

Dennoch sei den Organisatoren herzlich gedankt, denn in Zeiten, in denen die Anzahl der Veranstaltungen mit Japanbezug in Hamburg stark rückläufig ist, besitzt das Hamburger Mädchenfest eine ganz besondere Bedeutung. Und dank der Großzügigkeit der Veranstalter war auch in diesem Jahr der Eintritt für die Jugendlichen umsonst, ein ganz wichtiger Punkt, damit das junge Publikum, das ohnehin bis auf eine Minderheit den Museen quasi entwöhnt ist, den Schritt über die Schwelle wagt und hoffentlich später mit den eigenen Kindern wiederkommt.



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